Umgang mit der Diagnose Krebs

Neue Selbsthilfegruppen für schwule Krebspatienten und Angehörige

23. Okt. 2023 Klaus Sator
Bild: Canva
Die blaue Schleife ist ein internationales Symbol für Prostatakrebs

Bernhard und Benedikt gründeten in den letzten Monaten Selbsthilfegruppen für schwule Männer, die selbst oder deren Angehörige von der Krankheit Krebs betroffen sind. Mit SIEGESSÄULE sprachen sie über die Gründe

Und plötzlich ist sie da: die Diagnose Krebs, die alles verändert. Diese Erfahrung machten sowohl Bernhard (67) als auch Benedikt (59). Bei Bernhard war es Prostatakrebs im April des vorletzten Jahres, bei Benedikt die Krebserkrankung seines Mannes. Eine Diagnose, die fortan wie ein Damoklesschwert über dem weiteren Leben schwebt. Bernhard erinnert sich an seine ersten Reaktionen: „Heulen und Panik und Verzweiflung und Aktionismus. Und das alles zu Corona-Hochzeiten, wo ich keinen anderen Menschen treffen konnte.“ Benedikt glaubte zunächst, mit der Krebserkrankung seines Lebensgefährten umgehen zu können: „Der Schock, die Hilflosigkeit, die Fassungslosigkeit und die Angst vor dem drohenden Verlust kamen erst später.“

Austausch mit betroffenen schwulen Männern

Vermisst haben beide in ihrer Situation den Austausch mit Betroffenen, vor allem betroffenen schwulen Männern. Ihre Suche nach entsprechenden Selbsthilfegruppen in Berlin verlief dabei ergebnislos. Deswegen entschlossen sich Bernhard und Benedikt selbst aktiv zu werden. Im Herbst letzten Jahres gründete Bernhard zusammen mit einem ebenfalls betroffenen Freund die Selbsthilfegruppe für an Prostatakrebs erkrankte schwule Männer, die sich einmal im Monat im Mann-O-Meter trifft. Benedikt rief in diesem Frühjahr eine Gruppe für schwule Angehörige von Krebspatienten ins Leben, die zweimal monatlich im Nachbarschaftshaus Friedenau zusammenkommen.

„Es ist ein Krebs, der unsere Sexualität zerstört oder zumindest schwerst behindert und damit einen elementaren Teil unseres Lebensgefühls.“

Zwar gibt es in der Stadt Selbsthilfegruppen sowohl für an Prostatakrebs erkrankte Männer wie auch für Angehörige von Krebskranken. Doch dort fällt es schwer, über die Besonderheiten schwulen Lebens und schwuler Sexualität zu sprechen. Bernhard, der zeitweise in einer solchen Gruppe war, die sich nicht konkret an Schwule richtet, meint dazu: „Es ist ein Krebs, der unsere Sexualität zerstört oder zumindest schwerst behindert und damit einen elementaren Teil unseres Lebensgefühls. Mit anderen schwulen Männern kann ich offen über Analsex und alles andere reden – und werde verstanden! Heteromänner Ende sechzig haben – das ist mein Eindruck – sehr oft schon länger mit ihrem Sexualleben abgeschlossen.“

Ähnlich ist die Einschätzung von Benedikt: „Eine schwule Gruppe bietet ein stärkeres Gefühl von Verbunden- und Vertrautheit als eine gemischte Gruppe. Auch Gespräche über sexuelle Bedürfnisse und Beeinträchtigungen des Sexuallebens in der Partnerschaft sind einfacher.“

Selbsthilfegruppe für schwule Männer mit Prostatakrebs,
jeden 3. Mittwoch im Monat, 19:00, Mann-O-Meter,
Kontaktaufnahme per Mail: prostatakrebsundwieweiter@web.de

Selbsthilfegruppe für schwule Angehörige von Krebspatienten,
jeden 1. und 3. Mittwoch im Monat, 18:30, Nachbarschaftshaus Friedenau,
Kontaktaufnahme per Mail: selbsthilfe@nbhs.de

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