Kino

Bildet Banden! Die 27. Lesbisch Schwulen Filmtage Hamburg

15. Okt. 2016
Szenenfoto aus „Barash“ © LSF

SIEGESSÄULE präsentiert das größte queere Filmfestival Deutschlands, das vom 18. bis zum 23. Oktober in Hamburg stattfindet

„Bildet Banden“ ist ein alter, aber noch immer attraktiver Aufruf zu dem, was man heute „Vernetzung“ nennen würde. Beim stets politisch ambitionierten Filmfestival in Hamburg – dem ältesten und größten seiner Art in Deutschland mit 15.000 Zuschauerinnen und Zuschauern – gibt es aus gutem Grund einen Banden-Schwerpunkt: In Zeiten zunehmender Angst vor Gewalt und der Sehnsucht nach mehr oder weniger wirklich sicheren Orten ist Vernetzung und Solidarität untereinander angesagt. Dies soll mit den Filmen zum Thema „Banden“ verdeutlicht werden. Gezeigt werden unter anderem der Berliner Hausbesetzerinnen-Film „Die Ritterinnen“ sowie die viel­versprechende Doku über eine feministische Radfahrerinnen-Gang „Ovarian Psychos“. Auch Teddy-Gewinnerfilm „Kiki“, der am 18.Oktober die Lesbisch Schwulen Filmtage eröffnen wird, passt mit seinem Porträt der neuen, jungen queer New Yorker Voguing-Szene in diese Reihe.

Ein Schwerpunkt ganz anderer Art ist „Come As You Are“ zum Thema queer Porno heute. Neben einem „Best of“ des Berliner Pornfilmfestivals wird in „When We Are Together We Can Be Everywhere“ ein Blick auf die queer-feministische „Expat“-Szene Berlins geworfen. Mit „Sex and the Silver Gays“ läuft eine sympathische Doku über sehr alte Schwule in New York und ihre ausgelebte sexuelle Lust. SIEGESSÄULE präsentiert den französischen Spielfilm „Théo & Hugo", der bereits auf der Berlinale 2016 für reichlich Aufsehen sorgte. (mehr zum Film gibt es in der aktuellen SIEGESSÄULE auf Seite 30)

Für den lesbischen Spielfilmgeschmack stehen vor allem Coming-out- und Coming-of-Age-Filme auf dem Programm. In „First Girl I Loved“ ist der Titel durchaus Programm. In der modernen Großstadt wird oft geglaubt, junge Menschen hätten ein Coming-out nicht mehr nötig und alles sei total easy-peasy. Dieser Film zeigt, auch in der modernen Welt und selbst in der Homohochburg Los Angeles ist nicht alles „L Word“. Auch hier können die erste Liebe und das Eingeständnis zum Lesbischsein verdammt schwer und schmerzhaft sein. Auch wenn sich das tausendmal gesehen anfühlt, hat dieser Film vor allem optisch und in einer ganz eigenen Dynamik noch Neues zum Thema zu bieten. Ebenfalls berührend ist die ganz ähnliche Geschichte im israelischen „Barash“, in dem junge Lesben zwischen Über-Sexualisiertheit, Drogen, Militär und absurder politischer Lage im Land versuchen, nicht ganz verloren zu gehen.

Für die Kurzfilm-Fans gibt es wieder die verschiedensten Programme und vier Kurzfilmpreise – die beliebte Ursula – die in den Kategorien „lesbisch“, „schwul“, „Made in Germany“ und „Genderbender“ vergeben werden. Außerdem präsentieren Gäste aus Kanada, Kenia und Pakistan Kurzfilmprogramme aus ihren Ländern. Spielstätten werden wie gehabt die Kinos Metropolis, Passage, B-Movie und voraussichtlich auch die Rote Flora sein. Mit Spannung erwartet wird wie immer die Bekanntgabe des noch geheimgehaltenen Standorts der legenden­umwobenen Nachtbar – das soziale Highlight des Festivals. Denn: Wer in der Nachtbar des Festival noch nicht die Nacht durch­gefeiert hat, hat leider nicht gelebt!

Manuela Kay

27. Lesbisch Schwule Filmtage Hamburg, 18.–23.10.,
Eröffnung: 18.10. im Kampnagel mit „Kiki“
SIEGESSÄULE-Filmpräsentation: Théo & Hugo, 20.10., 20:00, Metropolis
Abschlussgala: 22.10. im Metropolis Kino
www.lsf-hamburg.de

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