International

Osteuropa: Pride-Wochenende mit Erfolgen und Rückschlägen

8. Juli 2014
Flashmob statt CSD in Kiew @ munichkievqueer.org

– In Kiew war die Enttäuschung bei den Organisatoren des KyivPride groß, als sie am Freitagabend den für den nächsten Tag geplanten „March of Equality“, Abschluss der KyivPride Week, absagen mussten. Die Polizei konnte die LGBT-Parade wegen des Bürgerkriegs im Osten der Ukraine nicht schützen, außerdem hatten gewaltbereite Gruppen offenbar damit gedroht, die Demo anzugreifen.

Tatsächlich ist die Staatsgewalt in der Ukraine schwach und es kursieren Tausende von Waffen in der Hauptstadt, zudem würden im Land die gesellschaftlichen Gruppen gegeneinander ausgespielt, so Olena Schewtschenko, stellvertretende Vorsitzende des KyivPride. Die ukrainische LGBT-Community setzt nach der Revolution auf Annäherung an die EU, um Schutz vor Diskriminierung und volle Bürgerrechte für LGBT in der Ukraine durchzusetzen.

Sowohl Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko als auch die aus der Partnerstadt München angereiste Delegation um Stadträtin Lydia Dietrich bedauerten die Absage, äußerten aber Verständnis für die Sicherheitsbedenken. Statt der Parade haben LGBT-Aktivisten am Samstag vor dem Denkmal der Völkerfreundschaft, das der Verbindung zwischen Russland und der Ukraine gewidmet ist, einen spontanen Flashmob veranstaltet.

Während der Pride in Kiew ausfiel, wurde im bulgarischen Sofia der am 21. Juni wegen der Flutkatastrophe an der Schwarzmeerküste verschobene Pride nachgeholt. Geplant war, am Vasil Levski-Nationaldenkmal vorbeizuziehen, doch daran wurden die Teilnehmer von Gegendemonstranten der nationalistischen Partei Ataka gehindert. Trotzdem zogen, geschützt von Hunderten von Polizisten, etwa 100 Teilnehmer durch die Hauptstadt und forderten von Regierung, Parteien sowie den Kirchen, die Rechte von LGBT zu respektieren. Zudem hatte bereits einige Tage vorher eine große Gruppe ausländischer Botschafter dem Pride und seinen Teilnehmern in einer gemeinsamen Erklärung ihre Solidarität und Unterstützung zugesagt.

Weniger Probleme gab es dagegen beim Pride in Ungarns Hauptstadt Budapest. Zwar kam es wie in den Vorjahren zu Gegenprotesten, vor allem von der neonazistischen Partei Jobbik, einer konservativen Gruppe „zum Schutz der Familie“ sowie weiteren offen neonazistischen Gruppen, doch diesmal hielt die Polizei die Gegendemonstranten von der Pride-Parade fern. Gewalttätige Ausschreitungen gegen den Pride wie etwa 2007 gab es somit nicht. Mehrere tausend Teilnehmer zogen so unbehelligt durch das Zentrum von Budapest als Höhepunkt und Abschluss des diesjährigen Pride-Festivals.

Claudia Lindner

Mehr Infos im Prideblog der Münchener Kontaktgruppe Munich Kiev Queer

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