BÜHNE

Heiße Kultur

1. Aug. 2014
Sommerbühne auf dem Schöneberger Südgelände: „Macbeth“ (c) ShakespeareCompanyBerlin

Dieser Sommer ist tückisch: Plötzliche Gewitter und Wolkenbrüche stehen offenbar dieses Jahr auf der Tagesordnung. Das kann Badespaß und Picknick ganz schön verhageln. Doch „Ich bin, Gott sei Dank, Berlinerin“, um mit Marlene Dietrich zu sprechen: Die Hauptstadt und ihr Umland bieten auch im August eine Menge Kultur – sowohl drinnen als auch draußen.
Wenn woanders Theaterpause ist, dreht das Berliner Monbijou-Theater, ehemals Hexenkessel, erst richtig auf: Das quirlige Ensemble der Freilichtbühne gegenüber der Museumsinsel stürzt sich diesmal auf die Shakespeare-Stücke „Wie es euch gefällt“, „Hamlet“ und „Sommernachtstraum“. Auf dem Monbijou-Theaterschiff Marie wird zudem die Komödie „Mandragola“ gegeben, ein Stück des Renaissance-Politikers Niccolò Machiavelli.

Noch mehr Shakespeare gibt es bei der Shakespeare Company Berlin, die ihre originellen Produktionen im Natur-Park Schöneberg am S-Bahnhof Priesterweg zeigt. Bei klarem Himmel werden „Macbeth“, „Die Zähmung der Widerspenstigen“, „Richard III.“, „Der Sturm“ und ein ideenreicher „Sommernachtstraum“ im Freien gespielt, im magischen Ambiente dieses von der Natur zurückeroberten ehemaligen Bahngeländes. Bei Regen geht’s in die alte Lokhalle.

Kenner wissen: Das einzig wahre Berlin-Musical ist letztlich „Cabaret“. Seit nunmehr zehn Jahren fegt die zeitgemäße Inszenierung von Vincent Paterson, der einst schon Madonnas „Vogue“-Choreografie kreierte, in Berlin über die Bühne. Die Jubiläumsserie im Tipi am Kanzleramt ist eine gute Gelegenheit, erneut zu entdecken, wie aktuell dieses Stück ist. Überhaupt das Berlin der wilden 20er: Die Berlin Comedian Harmonists geben in der Komödie am Kurfürstendamm mit ihrem aktuellen Programm „Café ohne Aussicht“ um die erste Boygroup aller Zeiten in der ersten August-Hälfte ihr Heimspiel.

Wer „Blasmusik!“ sagt, meint nicht gleich „Musikantenstadl“: Das zeigt ein Festival im Radialsystem V am Spreeufer, wo es am letzten August-Wochenende um die vielfältigen Spielarten für Blasinstrumente aus verschiedenen Epochen und Regionen geht. Präsentiert von namhaften Interpreten aus der Alten Musik, dem Folk, dem Jazz, Blues, der arabischen und türkischen Musik. Weltmusik trifft auf Elektro-Sound und Live-Remixe auf eine All-Star-Jamsession mit anschließender Blasmusik-Party in lauer Sommernacht. Harfenklänge gibt es dagegen an einer der idyllischsten Kulturadressen der Stadt, im Haus am Waldsee: Im Rahmen der Reihe „Konzerte in der Kunst“ spielt im August die Harfenistin Franziska Huhn Stücke von Carl Philipp Emanuel Bach bis zu Astor Piazzolla und Isang Yun.

Die Neuköllner Oper demonstriert im August erneut, dass sie nah am Puls der Zeit ist: mit der Uraufführung des türkisch-deutschen Musiktheaterstücks „Taksim Forever“ über die Protestbewegung in Istanbul. Einen Schritt weiter geht die Rohkunstbau im Schloss Roskow im Havelland – und lädt zur Landpartie mit dem Ziel „Revolution“. So lautet dieses Jahr das Motto. Es wird von zwölf KünstlerInnen aus internationaler Perspektive behandelt und ist thematisch breit aufgestellt: etwa mit einer Videoarbeit über einen Strand von Tel Aviv, die in den letzten Wochen traurige Aktualität gefunden hat, sowie künstlerischen Auseinandersetzungen mit der digitalen Revolution, der chinesischen Besatzung in Tibet und mit Eindrücken der „Occupy Wall Street“-Proteste, die der schwule Berliner Künstler Erik Schmidt auf Leinwand gebannt hat. Also Kultur satt auch im August.

Eckhard Weber

Infos: shakespeare-company.de

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