Thema: Ausbildung

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11. Aug. 2014
© antidiskriminierungsstelle.de

Diskriminierung am Ausbildungsplatz? Wie auch hier die Antidiskriminierungsstelle des Bundes helfen kann, haben wir mit Leiterin Christine Lüders im Interview geklärt

Frau Lüders, auf der Homepage der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) heißt es, dass sich jeder Mensch, der Diskriminierung erfährt, an Sie wenden kann. Wie niedrigschwellig ist dieses Angebot wirklich?
Jede und jeder kann sich an uns wenden – telefonisch, per E-Mail, Brief, Fax, in Gebärdensprache oder per Termin. Aber darüber hinaus ist es wichtig, niedrigschwellige Angebote in Wohnortnähe zu haben. Deshalb haben wir einen Schwerpunkt darauf gelegt, Netzwerke von Beratungsstellen in den Bundesländern zu gründen, es sind bereits zehn.

Wie hoch ist der Anteil von Jugendlichen und Auszubildenden, die sich an Sie wenden?
Jugendliche und Azubis wenden sich leider noch zu selten an uns. Wichtig wäre es deshalb, dass die Bundesländer spezielle Beschwerdestellen für Jugendliche einrichten. Wir fordern auch ausdrücklich, das Thema geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in die Lehrpläne aufzunehmen. Der rot-grüne Bildungsplan in Baden-Württemberg ist ein guter Vorstoß. Die daraufhin entstandenen Proteste fand ich teilweise unfassbar.

Was kann getan werden, um queere Azubis in Betrieben vor Diskriminierung zu schützen?
Es sollten zum Beispiel Bewerbungstrainings für LGBTI-Jugendliche angeboten werden. Außerdem muss es für Lehrende an Berufsschulen Fortbildungen zu diesem Thema geben. Wir erhalten immer wieder Beschwerden, die teilweise haarsträubend sind: z. B. von einem Homosexuellen, der eine pinkfarbene Frauenbluse als Arbeitskleidung – statt des üblichen weißen Männerhemds – tragen sollte. Deshalb ist es wichtig, dass auch Arbeitgebende sensibilisiert werden.

Die ADS regt seit 2010 „Anonymisierte Bewerbungsverfahren“ an – ohne Fotos und persönliche Angaben. Wie effektiv ist dieses Pilotprojekt?
Bei unserem Pilotversuch stellte sich heraus, dass Menschen mit Migrationsgeschichte und Frauen in einem anonymisierten Bewerbungsverfahren bessere Chancen hatten, zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden. Wir haben mit diesem Projekt eine breite Diskussion ausgelöst und das war wichtig. Mittlerweile haben neun Bundesländer Pilotprojekte zu „Anonymisierten Bewerbungsverfahren“ durchgeführt.

Die ADS hat Projekte von TrIQ und LesMigras unterstützt. Wie sieht Ihre Zusammenarbeit mit queeren NGOs aus?
Ich tue alles, um weiter gegen Diskriminierung zu kämpfen und Projekte zu unterstützen. Manchmal sind mir leider die Hände gebunden, weil unser Budget nicht ausreicht.

Warum ist es wichtig, unterschiedliche Formen der Diskriminierung zusammen zu denken?
Alle Diskriminierungsgründe greifen ineinander. Deshalb haben wir Netzwerke geschaffen: Die Einzelberatungsstellen verknüpfen sich mit allen anderen. Viele Augen sehen mehr und helfen besser.

Interview: Paula Balov

Menschen, die Opfer von Diskriminierung geworden sind, können sich unter der Nummer 030/18 55 51 865 bei der Antidiskriminierungsstelle beraten lassen. Weitere Infors unter antidiskriminierungsstelle.de

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