Fest

Ein ganz anderer Eros

23. Aug. 2014
Mahide Lein @ Tanja Schnitzler

Mahide Lein, Feministin und international vernetzte Kulturvermittlerin mit eigener Agentur, AHOI, liebt und initiiert Frauenorte. Am 24. August präsentiert sie im Berliner Norden in Reinickendorf den „Liebella Damenball“. Ein buntes Ladies-only-Event, nicht nur zum Tanzen: Neben einem Ausflug zur letzten fließenden Quelle Berlins, einer Ausstellung über das Lebenswerk von Babette Herchenröder und einem Kurzfilm von Ann Antidote über Bondage, stehen die Livebands Moonlounge mit Jazz und Bossa Nova und 3Women mit Afrosoul und Jazz, sowie Rosebutt mit einer Burlesque-Performance auf der Bühne. DJ-Sets gibt's von Trust The Girl und Cash Girls.

Mahide, das Programm des Liebella Damenballs ist sehr vielseitig: Wie ist das Konzept dafür entstanden?

Als ich im Mai den Labsaal besichtigte, habe ich mich total darin verliebt, auch der Garten ist sehr schön. Ich hab gleich gedacht, ich muss hier mal Ladies only feiern. Damenball ist vielleicht etwas irreführend, Walzer wird nicht getanzt. Die Idee war, einen Raum zu schaffen, wo Frauen schick gekleidet kommen und ausgelassen feiern können. Die Künstlerinnen sollen durch das Event unterstützt werden und das Programm ist vielseitig, damit für jede etwas dabei ist. 

Die Veranstaltung beginnt um 15 Uhr mit einem Lammas-Ritual bei der Ostara-Quelle. Was hat es damit auf sich?

Die Ostara-Quelle ist 15 Minuten vom Labsaal entfernt und die letzte fließende Quelle in Berlin. Da zu dieser Jahreszeit das Lammas-Fest der Schnitterin, ein Erntefest des keltischen Jahreskreises, ansteht, wollte ich ein Ritual bei der Quelle durchführen. Die Schnitterin kündigt das Ende des Sommers und den Anfang der Erntezeit an, symbolisiert Ende und Neuanfang. In dem Ritual danken wir der Vergangenheit, lassen sie los und blicken in die Zukunft.

Weiter geht es mit einer Ausstellung über Babette Herchenröder ...

Babette Herchenröder war eine gute Freundin von mir und eine sehr bekannte Feministin. Das ist zu Ehren ihrer Arbeit, da sie vor zwei Jahren gestorben ist. Die Veranstaltung findet eine Woche nach ihrem Geburtstag statt, deshalb wollte ich sie unbedingt mit reinnehmen. Kostümiert als Amazone mit Doppelaxt ist sie auf dem ersten CSD in Kreuzberg auf einem Schimmel vorangeritten. Sie ist eine der mutigsten Frauen, die ich kennengelernt habe, hat die ganze Welt bereist, war Aktivistin. Sie hat sehr viel von ihren Reisen dokumentiert, was wir in der Ausstellung präsentieren werden und Dagmar Schulz wird ihre Haikus vorlesen.

Wie kommt es, dass du nach längerer Zeit wieder eine „Ladies Only“-Veranstaltung machst?

Es ist ein ganz anderes Gefühl „Ladies only“ zu feiern. Es ist eine andere Selbstverständlichkeit, ein anderer Geruch und ganz anderer Eros. Einfach kraftspendender, verspielter, ein Freiraum. Wir leben hier in einer Großstadt und haben nicht einen einzigen Lesbenclub. Es gibt zwar tolle queere Partys, aber ich vermisse das: In den 80ern hatte Ostberlin 44 Frauentreffpunkte. Außerdem, überleg mal wie viele reine Männerorte es gibt, da fragt keiner „Warum nur Männer?“. Die Besucherinnen müssen übrigens nicht alle lesbisch sein und Transfrauen sind auch willkommen.

Interview: Paula Balov

Liebella Damenball, 24.08., 15:00, Labsaal, labsaal.de

Das Siegessäule Logo
Das Branchenbuch mit Haltung
Queer. Divers. Überzeugend.