Berliner Politik

Klaus Wowereit tritt zurück

26. Aug. 2014

– Nun ist es also offiziell: Klaus Wowereit hat heute im Rahmen einer Pressekonferenz im Roten Rathaus nach über 13 Jahren im Amt seinen Rücktritt als Regierender Bürgermeister bekannt gegeben. Als Gründe nannte er wie zu erwarten die Verzögerung der Eröffnung des BER-Flughafens, aber auch die nicht enden wollenden Spekulationen über einen Rücktritt aufgrund dieses Debakels – nicht zuletzt aus der eigenen Partei –, die für das Amt nicht gerade förderlich gewesen seien. Wowereit betonte, dass er freiwillig gehe und zudem stolz auf seine geleistete Arbeit zurückblicke. Bis zum 11. Dezember wird er noch im Amt bleiben. Danach möchte er sich aus der aktiven Politik zurückziehen.

Wowereit wirkte während der Pressekonferenz gewohnt gelassen, nutzte anfänglich die Aufmerksamkeit der Presse, um die Olympiabewerbung Berlins zu thematisieren und kommentierte humorvoll die Fragen der Journalisten. Wowereit gab sich souverän – ganz der „One-Man-CSD“, wie ihn taz-Redakteur und Siegessäule-Autor Martin Reichert einmal ironisch titulierte. Sein berühmter Satz: „Ich bin schwul und das ist auch gut so“, war nicht zuletzt deshalb so bedeutsam, weil Wowereit sich so der Erpressbarkeit aufgrund seiner Homosexualität entzog und sie mit einem flapsigen, eingängigen Spruch als Selbstverständlichkeit inszenierte. 

Auch sein Rücktritt war bestens inszeniert: Nach monatelangen Spekulationen kam er dann doch relativ überraschend. Und obwohl Wowereit deutlich machte, dass ihm die Entscheidung nicht leichtgefallen sei, war in der Gestik und Mimik kaum Bedauern spürbar. Stattdessen sagte er mit einem Lächeln, dass man am Ende der Sommerpause solche Entscheidungen schon mal treffen kann. Nach dem Gewinn der Fußball-WM wäre der Zeitpunkt für einen Rücktritt ja eher ungünstig gewesen und überhaupt sei er nicht so leicht vom Hof zu vertreiben. Wowereit ruhte wie eigentlich bei fast all seinen Auftritten komplett in sich selbst. Da war nichts zu spüren von dem aufgebauten Druck durch rapide sinkende Umfrage- und Beliebtheitswerte. Aller Beiläufigkeit dieser Rücktrittsrede zum Trotz, hob er dennoch auf die bedeutsame Geschichte der Stadt ab, auf die großen Ereignisse, von der Nazi-Zeit über die DDR-Diktatur bis hin zu einem modernen Berlin, um die eigene politische Bedeutung zu untermauern. Derweil brodelt bereits die Gerüchteküche über seinen Nachfolger oder seine Nachfolgerin. Als aussichtsreichster Kandidat gilt bislang der ebenfalls offen schwule SPD-Landesvorsitzende Jan Stöß.

Andreas Scholz

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