Wigstöckel

Transgender United

6. Okt. 2014
Kay P. Rhina (Foto) führte gemeinsam mit Dieter Rita Scholl durchs Programm © Jona

06.10. – The house was packed beim 18. Wigstöckel am 04.10.14 im SO36, die Stimmung zunächst erwartungsvoll, dann zunehmend ausgelassen im Verlauf des Abends. Der Berlin Pop Choir singt „When I put on my make-up / I can do anything“. Eine Hommage an Candy Darling, Trans-Star in Andy Warhols Factory. Die Szenegrößen Kay P. Rinha und Dieter Rita Scholl moderieren. Da kann ja nichts mehr schief gehen! Das amüsierwillige und zum Großteil jüngere Publikum geht mit. Die Message kommt über den Bühnenrand und wird zu Recht bejubelt: Langweilige Zweigeschlechtlichkeit gibt es zur Genüge, deshalb sei du, sei zwei, sei drei Personen. Geschlechterzuweisung und der Zwang zur eindeutigen Zuordnung waren gestern, sind uns heute und für immer egal. Das Motto „Transgender United“ bleibt hoffentlich keine Utopie angesichts immer noch vorhandener Ressentiments und Diskriminierung.

Die Show in zwei Teilen dieses Jahr um Mitternacht schon vorbei. Früher ging das wesentlich länger. Aber kompakt muss nichts Schlechtes sein bei dem sonst so berlintypischen Hang und weidlich ausgewalztem Bedürfnis nach Länge von Showprogrammen. Dieses Mal gelang es, ohne ausufernde Moderationstexte und Doppel- bis Vierfachauftritte wie in der Vergangenheit, einen Querschnitt auf die Bühne zu bringen von hochgradiger Travestie-Trutschigkeit bis zum politischen Statement, von erfolgreich geprobter Choreografie bis zum dramatischen Song-Battle. Vollplayback wie live gesungene Nummern, alles dabei und entsprechend dem Motto „Transgender United“. Together we’re strong. Nicht weniger als drei der KünstlerInnen arbeiten auch für die Siegessäule … eine gute Quotierung an diesem gelungenen Abend voller kreativer und politischer Statements.

Frank Hermann

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