Siegessäule präsentiert:

Die Lesbisch Schwulen Filmtage Hamburg und das Filmfestival Cottbus

12. Okt. 2014
Xenia @ Pro-Fun Media

In diesem Jahr wagen wir einen Blick über den Tellerrand und präsentieren euch gleich zwei Filmfestivals außerhalb Berlins

Hamburgs Lesbisch Schwule Filmtage (LSF) feiern im Oktober ihren 25. Geburtstag. Als großes Szene-Event sind sie schon längst zur Pilgerstätte für Berliner und Berlinerinnen geworden. Und das Filmfestival Cottbus spezialisiert sich im November auf Queeres aus Osteuropa.

Das Hamburger Festival ist so etwas wie der Fels in der Brandung. Wer sich seit einem Vierteljahrhundert mit queeren Filmen behauptet und in diesem Segment zum erfolgreichsten deutschen Festival aufsteigt, hat einiges richtig gemacht. Denn tolle Filme zu finden, die den Status quo queerer Kultur abbilden und trotz schwindender Gemeinsamkeiten und sich ausdifferenzierender Interessen mit einem Festival ein Community-Gefühl herzustellen sind oft unüberwindbare Herausforderungen. Selbst eine ehemalige Berliner Szene-Institution wie „Verzaubert“ hat ihr Publikum nicht so lange an sich binden können.

Warum wir queere Filmfestivals aber dringend brauchen, gehört zu den Fragen, die den Eröffnungsfilm des LSF umtreiben: „Acting out“ ist eine Doku, die zum Jubiläum die Geschichte des Festivals selbst erzählt, anhand von O-Tönen des Orga-Teams, von FilmemacherInnen, aber auch ZuschauerInnen und Fans – darunter Berlinale-Panorama-Chef Wieland Speck oder Verlegerin Manuela Kay.

Gleich mehrere Themenschwerpunkte gibt es in diesem Jahrgang. Unter dem Titel „Golden Years“ geht’s um die queere Generation 60 aufwärts. Glanzstück ist hier die Doku „Kate Bornstein Is a Queer & Pleasant Danger“ über die gleichnamige New Yorker Performance- Künstlerin und Autorin, die sich von einem ranghohen Scientology-Mitglied hin zu einer radikalen Trans*Aktivistin entwickelte. In diesem Rahmen läuft auch der am 30. Oktober in den Kinos startende „Gerontophilia“ von Bruce LaBruce über die romantische Liebe zwischen einem 18- und einem 81jährigen. SIEGESSÄULE wird den Film „Xenia“ präsentieren aus der Reihe „Access Denied“, deren übergeordnetes Thema globale Krisen sind, in deren Folge Minderheiten zunehmend von Ausgrenzung bedroht sind. „Xenia“ ist eine Art schrilles Roadmovie über zwei Brüder – einer davon schwul mit bewusst exaltierter Attitüde – die auf der Suche nach ihrem Vater durch das von der Finanzkrise geschüttelte Griechenland irren. Die an den frühen Almodóvar erinnernde Stilorgie mit der italienischen Popdiva Patty Pravo avancierte in Cannes zum Publikumsliebling.

Star des diesjährigen Festivals ist die Amerikanerin B. Ruby Rich, die als Filmkritikerin und Essayistin zum Aushängeschild des New Queer Cinema wurde. Sie ist Teil der LSF-Jury und wird auf einer begleitenden Konferenz zum Thema queeres Kino und Filmfestivals sprechen. Legendär auch die kultige Nachtbar, deren Ort bis zum Auftakt des Festivals geheim bleibt.

Auch schon fast ein Vierteljahrhundert alt ist das Filmfestival Cottbus, das sich im November zum 24. Mal jährt. Mit seinem Enthusiasmus fürs osteuropäische Kino, das man hierzulande eher mit der Lupe suchen kann, hat sich Cottbus einen Namen gemacht. Durch den Fokus „queerEast“ steht das hoch renommierte Festival diesmal ganz im Zeichen von LGBTI-Lebenswelten. Während sich beim Blick auf Osteuropa die Aufmerksamkeit zurzeit fast ausschließlich auf Russland richtet, zeigen die Filme auch die Situation von Homos in Ländern wie Georgien, Serbien oder Bulgarien. Unterschiedlich offensiv gehen sie dabei mit Identitätsfragen, Homophobie, politischem Aktivismus, aber auch der Darstellung homosexueller Liebe um. Kuratiert wurde die Reihe von dem georgischen Regisseur Zaza Rusadze, dessen Film „A Fold in My Blanket“ ebenfalls läuft und von Homosexualität nur in Symbolen und Andeutungen zu sprechen wagt.

Andreas Scholz

Siegessäule präsentiert:
25. Lesbisch Schwule Filmtage Hamburg, 14.–19.10., Programm und Spielstätten unter
lsf-hamburg.de

Siegessäule präsentiert:
24. Filmfestival Cottbus, 04.–09.11., Programm und Spielstätten unter
filmfestivalcottbus.de

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