FILM

Auf Kreuzzug: „Am Sonntag bist du tot“

23. Okt. 2014
(c) 2014 Ascot Elite Filmverleih GmbH

Mit „Am Sonntag bist du tot“ und „In the Name of the Son“ finden zwei Filme blutige Antworten auf die diversen kirchlichen Missbrauchsskandale

23.10. – Dass sie die zahllosen Missbrauchsfälle in ihren Reihen penetrant vertuschte, hat die katholische Kirche wahrscheinlich mehr Glaubwürdigkeit gekostet als die Taten selbst. Die Folgen zeigen nun zwei höchst unterschiedliche Spielfilme, die zugleich die kläglich vermisste Sühne einfordern. In „Am Sonntag bist du tot“ kündigt ein inzwischen erwachsenes Missbrauchsopfer, das seine Identität nicht preisgibt, dem unschuldigen Pater James (Brendan Gleeson) seine Ermordung an – stellvertretend für den bereits verstorbenen Täter. Die Postkartenbilder des irischen Küstenstädtchens täuschen, ebenso der wunderbar trockene Humor, der in den Dialogen aufblitzt.

John Michael McDonaghs neue Regiearbeit ist weder schwarze Komödie noch Krimi – auch wenn die Identität des Mörders in spe für den Zuschauer bis zuletzt ein Geheimnis bleibt. Vielmehr seziert McDonagh am Beispiel dieser Dorfgemeinschaft sehr präzise die Auswirkungen des Vertrauensverlustes, den die skandalerschütterte Kirche erlitten hat. Die letzten sieben Tage des Paters gestalten sich so zu seiner persönlichen Passionsgeschichte und die verbalen Auseinandersetzungen mit den Dorfbewohnern zu theologisch-philosophischen Disputen.

Solche finden sich auch in Vincent Lannoos Drama „In the Name of the Son“. Aus dem Munde der strenggläubigen Elisabeth, die eine religiöse Radio-Sprechstunde moderiert, verströmen sie allerdings die Naivität einer Kinderbibel. Doch selbst der felsenfeste Glaube einer solchen Vorzeigekatholikin kann ins Wanken geraten. Erst verliert ihr Ehemann in einer militant-religiösen Wehrsportgruppe durch eigene Dämlichkeit sein Leben, dann gibt sich ihr halbwüchsiger Sohn die Kugel – weil dessen Affäre mit einem Pater aufgeflogen ist. Dass Elisabeths Glaubensverlust trotz der vielen zynisch-trashigen Momente glaubhaft wird, ist auch ein Verdienst der Hauptdarstellerin Astrid Whettnall. Elisabeths blutiger Rachefeldzug gegen Pädo-Priester wird so zur logischen Konsequenz der Homosexuellenfeindlichkeit und Bigotterie der katholischen Kirche, und die wird ihre Schuld so schnell nicht abschütteln können. Daran lassen beide Filme keinen Zweifel. 

Axel Schock

„Am Sonntag bist du tot“, IRL/GB 2014, R.: John Michael McDonagh, mit Brendan Gleeson und Chris O’Dowd
ab 23.10. im Kino

„In the Name of the Son“, F 2012, R.: Vincent Lannoo,
mit Astrid Whettnall, Philippe Nahon, ab 6.11. im Kino

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