BÜHNE

Die Rückkehr eines Spitzen-Stars!

18. Okt. 2014
Diva Semionova (c) Yan Revazov

Vor zwei Jahren war der Jammer groß: Polina Semionowa, die heute als einer der besten Ballerinen weltweit gehandelt wird, hatte sich mit ihrem einstigen Mentor Vladimir Malakhov überworfen. Er war es, der sie als 17-Jährige nach Berlin holte. Inzwischen wird sie als Principal Dancer beim renommierten American Ballet Theatre umjubelt. Der neue Intendant Nach Dato aber konnte sie nun für mehrere Gastauftritte in ihrer alten Compagnie verpflichten. Große Überzeugungsarbeit
musste er wohl nicht leisten. Semionowa hat in zehn Jahren Berlin enge Bindungen zur Stadt entwickelt, nicht zuletzt ist ihr Mann, Mehmet Yümak, Ensemble-Tänzer beim Staatsballett. Erstmals wird sie wieder am Sonntag im Tempodrom zu bewundern sein. Im Rahmen des Gastspiels des Béjart Ballet Lausanne tanzt sie den „Boléro“ auf einem runden roten Tisch, umringt von 40 Männern mit nackten Oberkörper.

Bis April nächsten Jahres wird sie dann in zehn weiteren verschiedenen Vorstellungen auftrumpfen. Beim Staatsballett setzt man also weiterhin auf ästhetischen Hochgenuss und technische Brillanz — und das allzu oft in den üblichen Rennern der Klassik. Verständlich: würde doch sonst im Berliner Angebot eine empfindliche Lücke klaffen. In der freien Tanzszene gibt es ja durchaus genug Gelegenheit, experimentelle Formen und inhaltliche Auseinandersetzung zu erleben. Und: Von wenigen Ausnahmen abgesehen— etwa „Masse“ in der Halle am Berghain — scheint das Berliner Publikum im Ballett die kalorienhaltigere Kost zu goutieren. Insofern ist die Entscheidung des Senats gegen Sasha Walz und für Nacho Duato als neuen Intendant auch nur folgerichtig.

Auch die nackten Zahlen sprechen für die eher konservative Politik: Im letzten Jahr verzeichnete man mit 86,4 % die höchste Auslastung seit der Gründung 2004. Höchstwerte erzielten „Schwanensee“ (98,8 %) und der „Nussknacker“ (99,7%). Für alle die vor Weihnachten von Süßkram nicht genug bekommen können, sei gerade die letztere Inszenierung ans Herz gelegt, die ab dem 27. November insgesamt neun Mal Kasse machen soll.

Carsten Bauhaus

mehr hier!

„Boléro“ von Maurice Béjart, (Solopartie)
19. Oktober 2014, Bejárt Ballet Lausanne, Tempodrom

„Giselle“ von Patrice Bart (Giselle)
11. und 12. Dezember 2014, Staatsoper im Schiller Theater

„Schwanensee“ von Patrice Bart (Odette/Odile)
02. und 27. Januar 2015, Deutsche Oper Berlin

„Onegin“ von John Cranko (Tatjana)
26. Februar 2015, Staatsoper im Schiller Theater

„Vielfältigkeit. Formen von Stille und Leere“ von Nacho Duato
14. (Premiere), 18. und 26. März sowie 29. April 2015, Komische Oper Berlin

„Dornröschen“ von Nacho Duato (Prinzessin Aurora)
15. März 2015, Deutsche Oper Berlin

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