SHOW

Am superlativsten

22. Okt. 2014
Nefertiti tanzt mit (c) Bernhard Musil

Einmal mehr will sich der Friedrichstadt-Palast selbst übertreffen. „The Wyld“ heißt die neueste Showkreation, die am 23. Oktober Premiere feiert. Mit dabei ist auch der französische Modedesigner und Fotograf Manfred Thierry Mugler

Nach den Vorgänger-Shows „Yma“ und „Show:Me“ wird mit „The Wyld“ im Friedrichstadt-Palast die Schallmauer durchbrochen. Zumindest, was die Produktionskosten betrifft. Mit 10 Millionen ist es die teuerste Revue außerhalb von Las Vegas. Zudem arbeiten immerhin zehn Choreografen mit dem 60-köpfigen Ballett, einem der Aushängeschilder des Palastes. Kleopatra und Aliens kann man anhand der Figurinen für die Kostüme ausmachen, aber auch Assoziationen zu einer futuristischeren Vision eines künftigen „Metropolis“ sind möglich. Der Untertitel „Nicht von dieser Welt“ deutet darauf hin, dass es noch toller, noch hipper werden soll als bisher.

Das zuletzt gelaufene Programm „Show:me“ war ein Streifzug durch die Geschichte von Revue und Hollywoodfilm, von Ziegfeld über Busby Berkeley, Rita Hayworth, Fred Astaire bis Esther Williams, von Schwarz-Weiß bis Technicolor. In der neuen Show wird es spacig und es stehen „Berlins nächtliche Paralleluniversen“ im Mittelpunkt. In dieser „Wildnis der Großstadt“ mit all ihren Spielarten bis hin zu „intergalaktischen Metamorphosen“ lässt sich bestimmt die eine oder andere Dragqueen ausmachen oder vielleicht sogar eine schwule Location? Lass dich überraschen! Klar ist: Skurril und futuristisch soll die Schau werden. So gleicht die Kickline – jene Zugnummer der 32 Palast-Tänzerinnen, die immer wieder Da-capo-Rufe provoziert – einem Ballett aus Aliens.

Unter dem Personal finden sich ein BMX-Fahrer, der durch die Stadt saust und ein weiblicher Alien-Fan. Dieser lebt im Fernsehturm und zieht Außerirdische den Artgenossen vor. Zunächst jedenfalls … Damit es mit der jungen Liebe klappt, setzt Nofretete persönlich ihre Talente ein, zu deren Reifung ja immerhin 3.400 Jahre Zeit waren.

Als Kostümbildner, aber auch Koautor und -regisseur von Roland Welke wurde Manfred Thierry Mugler engagiert, der auch Parfums wie „Angel“ und „Alien“ (sic!) auf den Markt gebracht hat. 2009 hat Mugler aber auch „Too Funky“, das Video, in dem George Michael von Supermodels wie Linda Evangelista und Cindy Crawford „vertreten“ wurde, inszeniert und war außerdem Mitkreateur von „Zumanity“. Jener Show des Cirque du Soleil, die manchen Amerikanern zu edgy, zu nackt und zu provokativ war und darum mit Comedy-Elementen entschärft wurde. Superdragqueen Joey Arias war in Las Vegas dabei. Des Modeschöpfers letzter Coup vor „The Wyld“ war „Mugler Follies“, ein Cabaretprogramm, das 2013 in Paris Premiere hatte.

Für Manfred Thierry Mugler ist Berlin „eines  der  wichtigsten Zentren freier Kreativität. Ich  schätze diese geistige Offenheit in der Stadt  sehr. ‚The Wyld‘ steht für all die Schwingungen: Energie, Modernität, Zeitlosigkeit und Kultur. Das ist es, was ich mit dieser Show vermitteln will, die größer ist als das Leben. Der Palast ist der einzige Ort, an dem man etwas so Großes wagen kann. Die größte Theaterbühne der Welt für eine Show nicht von dieser Welt.“ Neben Mugler zeichnet der italienische Modedesigner und Illustrator Stefano Canulli verantwortlich. Er hat 2003 auch die Kostüme für „Zumanity“ entworfen.

Frank Hermann

„The Wyld“, 23.10., 19:30 (Premiere), ab 24.10., Di.–Fr., 19:30, Sa./So. 15:30 und 19:30, Friedrichstadt-Palast, palast-berlin.eu

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