Kommentar

Das Charlie-Dilemma

11. Jan. 2015
Daniel Segal

Mit „Hate doesn't belong here“ findet morgen um 17 Uhr eine Demonstration gegen Pegida statt. Ein Kommentar von Daniel Segal

– „“Für den Montag, den 12. Januar 2015, ruft das Bündnis gegen Rassismus über Facebook und andere Kanäle zu einer Demonstration gegen den parallel stattfindenden „Spaziergang“ des Pegida-Ablegers Bärgida auf. Um 17 Uhr geht es am Bundeskanzleramt los. Ein mehr als wichtiger Aufruf, weil Hass, Ausgrenzung, und jede Form von Rassismus und Diskriminierung nicht einfach hingenommen werden dürfen. Weil die fremdenfeindliche Pegida-Ideologie in unserer Stadt keinen Raum bekommen soll. Und einmal mehr, weil uns permanent übel ist, seitdem das Attentat auf die Redaktion des französischen Satiremagazins Charlie Hebdo“ europaweit von rechten Gruppen für ihre eigenen Zwecke instrumentalisiert wird.

Auch Pegida ist dabei. Die Organisatoren bitten ihre knapp 130.000 Facebook-Anhänger, beim nächsten „großen Abendspaziergang“ Trauerflor zu tragen, um damit der Pariser Terroropfer zu gedenken. Eine Aufforderung, die die mundtot gemachten Journalisten auf perfide Weise verhöhnt. Denn eines ist gewiss: Die Ermordeten von Charlie Hebdo standen mit Sicherheit nicht in der Tradition einer reaktionär-konservativen „Bewegung“, die auf widerlichste Art und Weise gegen „Überfremdung“ agitiert. Ganz im Gegenteil: Das Satiremagazin steht für Liberalität im besten Sinne und im Pegida-Weltbild wohl auch für die „Lügenpresse“ – Ein Begriff, der in Dresden von vielen Mitläufern verwendet wird, sobald sie mit entlarvenden Fakten konfrontiert werden.

12 Menschen sind bei dem brutalen Überfall auf die Charlie Hebdo-Redaktion ermordet worden. Innerhalb von Minuten formierte sich unter dem Motto „Je suis Charlie“ eine globale Welle der Solidarität und der Trauer. Der Satz „Ich bin Charlie“ soll an die Menschen erinnern, die ihre journalistische Arbeit mit dem Leben bezahlen mussten. Und er soll auch deutlich machen, dass wir uns nicht den Mund verbieten lassen, dass Islam und Islamismus auch weiterhin nicht in einen Topf geworfen werden. Mittlerweile erntet die Charlie-Parole auch Kritik, weil es vermessen sei, sich mit den getöteten Karikaturisten zu vergleichen. Weil die wenigsten von uns den Mut hätten, für die eigenen Ideale bis zum Tod einzustehen - und genau deshalb eben NICHT Charlie seien.

Doch auch wenn von uns nicht jeder Charlie sein mag, das populistische Gesindel von rechts ist es schon mal gar nicht. Reißen wir ihm den Trauerflor symbolisch von den Köpfen! Am Montag ist dafür eine gute Gelegenheit.

Daniel Segal

Alle Infos zu Demo gibt es hier: https://www.facebook.com/events/1572487366321539/?fref=ts)

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