BARS

Berlin, deine Helden

16. Jan. 2015
The Coven-Betreiber Armand (li.) und Kai (c) Hassan

Viele nörgeln in Berlin über die vielen Touris und Zugezogenen. Dabei wird völlig übersehen, wie positiv die Internationals das Stadtleben verändern und prägen – als Barbesitzer zum Beispiel

Berlin ist eben eine schlaue Stadt und zieht Vorteile aus seinem weltoffenen Ruf.  Zum Glück. Denn keine der im Folgenden vorgestellten Bars wäre ohne die Weltenbummler, die hier ihre Zelte aufschlugen, in der Form denkbar gewesen. Somit setzt sich auch im Bar-Bereich ein Trend fort, der
bereits im schwulen Partyzirkus gang und gäbe ist: Expats erobern das Nachtleben! So haben Kai und Armand, Ersterer stammt ursprünglich aus Tel Aviv, Letzterer aus Armenien, mit The Coven im wahrsten Sinne des Wortes ein kleines schwarzes Juwel kreiert. Im September eröffnete die Bar in Mitte in den Räumlichkeiten des ehemaligen Sharon Stonewalls. Das war aber eher Zufall, wie Kobetreiber Kai erklärt. „Erst hatten wir Räume ganz in der Nähe im Blick. Aber als das Sharon relativ schnell raus musste, bewarben wir uns ebenfalls. Es gab zwar schon eine lange Liste an Interessenten, aber dem Besitzer gefiel unser Konzept so gut, dass wir den Zuschlag bekamen.“

Ihr Konzept, das ist stylisher Minimalismus, die Wände schwarz, unaufdringliche gelbe Lichter, eine golden schimmernde Holzbar und wenige Details wie eine ausgestopfte Eule an der Wand. Das Getränkesortiment beschreibt Kai als „Classic Premium“: frische Zutaten und hochwertiger Alkohol. Für Mitte entschieden sich die beiden ganz bewusst. „Lange überlegten wir, im Herzen Schönebergs die Bar aufzumachen, wo wir auch wohnen“, erzählt Kai. „Da kennt jeder jeden, was schön ist, doch wir wollten mehr als eine reine Bar für Männer sein. Wir wollten eine Mischung aus Schwulen, Mädels und allen Inbetweens, daher haben wir uns für diese Gegend entschieden.“ Zwar ist es unter der Woche eher ruhig, doch dafür geht’s am Wochenende rund. Besonders die monatliche DJ-Nacht „rituals“ mit Tom Peters sorgt für eine volle Hütte.

Ein alter Bekannter, der Bierhimmel, wurde ebenfalls von Zugereisten erfolgreich aufgemöbelt. Im Herbst übernahmen drei Franzosen, darunter der als Organisator von Partys wie „G. Day“ bekannte DJ Stephane, das bis dato vor allem für seinen Kuchen bekannte Kreuzberger Café vom vorherigen Besitzer. Stephane ist auch maßgeblich für die neuen Veranstaltungsreihen verantwortlich, bei denen wechselnde DJs am Wochenende im hinteren Barbereich auflegen und eine kleine illustre internationale Crowd im Electrodisco-Takt wippt. Mehr Lebendigkeit ist generell das Credo, wie Stephane betont, und neben wechselnden Ausstellungen gibt es seit Januar zusätzlich unter der Woche Quizabende. Und es funktioniert. War der Bierhimmel am Wochenende um Mitternacht häufig schon leer, sind jetzt
wieder alle Tische besetzt. Vor allem jüngere Leute lockt das französische Barkollektiv an.

Ein paar Hundert Meter weiter befindet sich schon das nächste Ergebnis von Berlins ungebrochener Zugkraft. In der Reichenberger Straße betreibt seit Ende November der aus Moskau stammende Veranstalter Ivan Nazarets die Bar 13:20. Schwul und Techno, das sind die Zutaten für den zusammengewürfelten Haufen aus Polstermöbeln, knallbunten Laternen und roten Flugzeugsitzen in den hinteren Nischen. Zwar mangelt es noch an Gästen, doch wer umwerfend günstige, gute Drinks sucht, ist hier goldrichtig.

rob 

The Coven, Kleine Präsidentenstr. 3, Mitte

Bierhimmel, Oranienstr. 183, Kreuzberg

Bar 13:20, Reichenberger Str. 149, Kreuzberg

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