BÜHNE

­­Virtuoser Schleudergang

31. Jan. 2015
Dagmar Manzel und Max Hopp (c) Iko Freese/drama-berlin.de

In der Komischen Oper Berlin hatte die Operette „Eine Frau, die weiß, was sie will“ Premiere – mit nur zwei Darstellern und ganz viel Bühnenzauber

Barrie Kosky hat während seiner Intendanz an der Komischen Oper ja schon einige lohnende Operetten-Perlen geborgen. Eine Herzensangelegenheit ist ihm vor allem die quirlige Berliner Jazz-Operette. Dazu gehört auch das Stück „Eine Frau, die weiß, was sie will“ von Oscar Straus und Alfred Grünwald, 1932 am legendären Metropol-Theater uraufgeführt, also an dem Ort, wo heute die Komische Oper steht. Diese „Frau, die weiß, was sie will“, ist die Theaterdiva Manon, umschwärmt von allen Männern. In einen davon, Raoul, hat sich die junge Lucy unsterblich verguckt und ist deshalb eifersüchtig auf Manon. Was Lucy nicht weiß: Manon ist ihre eigene Mutter. Und damit nimmt das operettige Personenkarussell rasante Fahrt auf ... 

Hat Kosky als Regisseur in seinen Operetten-Produktionen bislang auf Tempo, Glamour, Glitter und Witz gesetzt, mal ironisch, mal schräg, mal subversiv, wagt er mit seinen beiden Darstellern Dagmar Manzel und Max Hopp jetzt ein Experiment: Alle Rollen der Neuinszenierung von „Eine Frau, die weiß, weiß, was sie will“ werden von Manzel und Hopp übernommen. Dafür braucht es nur eine Tür mit zwei Lüstern vor dem roten Vorhang und ein wenig Theaterlicht. Den Rest besorgen diese beiden Bühnenvirtuosen mit spürbarer Lust an Verkleidung und Klamauk. Das Ergebnis ist atemberaubend, ein theatrales Naturereignis: Rasend schnell wechseln Manzel und Hopp Kostüme, Perücken, Brillen, falsche Bärte, Stimmlagen und Dialekte, jonglieren mit Identitäten und Genderrollen, um die vielen verschiedenen Typen auf die Bühne zu zaubern, teils sogar gleichzeitig. Wie, wird nicht verraten.

Auf jeden Fall drehen beide im Laufe des Abends immer mehr auf. Und haben trotzdem noch den langen Atem für spannende Ruhepunkte. Damit ist in dieser Aufführung tatsächlich alles drin, von überdrehtem Tingel-Tangel bis zur eindringlichen Jazz-Ballade. Dieser Abend hat Sogwirkung, ist ganz großes Theater,  eine Sternstunde der Saison. Dazu gehört auch das Dirigat von Adam Benzwi, der nicht nur das Orchester der Komischen Oper feurig auf Spannung hält, sondern auch mit Dramaturg Pavel B. Jiracek diese fantastische Fassung der Operette zusammengestellt hat. Das Premierenpublikum war am Ende zu Recht völlig aus dem Häuschen, stehende Ovationen. Unbedingt hingehen!

Eckhard Weber

Nächste Termine: 05.02., 08.02., 08.03., 10.04. Komische Oper Berlin

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