BERLINALE

29. Teddy-Gala @ Komische Oper

14. Feb. 2015
Klaus Wowereit, Udo Kier, Rosa von Praunheim (c) Brigitte Dummer

–  Der Teddy Award am Ende der Berlinale. Jedes Jahr ist das so eine Art Klassentreffen à la „same procedure as every year“, wie es bei solchen Events üblich ist, egal ob sie Echo, Bambi oder Oscar heißen. Zum zweiten Mal fand die Gala mit Preisverleihung in der Komischen Oper statt. Im Publikum Marianne Rosenberg, Romy Haag, Peter Kern, Rosa von Praunheim, Elfi Mikesch, Zazie de Paris, Jochen Hick, Gustav Peter Wöhler, Matthias Freihof, Sheila Wolf, Gloria Viagra ...

Jochen Schropp moderierte zum vierten Mal den Abend, schien bei allem Charme aber dieses Mal etwas zerstreut, so kennt man ihn gar nicht. Der Moderator begrüßte viele „altbekannte Gesichter“. Eines der wenigen neuen, zumindest im vorderen Parkett, gehörte dem ehemaligen Fußballprofi Thomas Hitzlsperger, neuerdings Botschafter der Bildungs- und Forschungsinitiative „Fußball für Vielfalt“. Der ehemalige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit sprach ein so launiges wie engagiertes Grußwort. Irgendwie passend, denn womöglich hätten ihn manche vermisst nach so vielen Teddy-Jahren mit „Wowi“.

Im Rahmenprogramm Auszüge aus den Hausproduktionen der Komischen Oper, „Die schöne Helena“ und „Ball im Savoy“, die Kunstradfahrer Felix und Flow, die österreichische Band Pop:sch - und die Ikone Ingrid Caven. Die ehemalige Fassbindergattin schmetterte engagiert, aber nicht ganz tonsicher, einige Chansons, darunter „Each Man Kills the Thing He Loves“ aus dem Film „Querelle“. Jüngere Leute im Publikum reagierten fassungslos oder kicherten unbeholfen während der Darbeitung. Sie verstanden weder, wer da auftrat noch warum die Älteren frenetisch applaudierten. Aber ein Star ist ein Star ist ein Star. An Rainer Werner Fassbinder erinnerte Panoramaleiter Wieland Speck, was sicher mit ein paar begleitenden Bildern das gebührende Gewicht bekommen hätte.

Als bester Spielfilm wurde „Nasty Baby“ von Sebastián Silva ausgezeichnet. Der US-Amerikanische Film folgt eine Zeitlang dem obsessiven Kinderwunsch des schwulen Protagonisten und seiner besten Freundin, bis durch einen dramatischen Zwischenfall der queer American Dream aus den Angeln gehoben wird. Beste Doku wurde „El Hombre Nuevo“ von Aldo Garay, die Biografie einer Trans* in Urugay, die sich trotz erzkonservativer Strömungen nicht in ihrer Identität beirren lässt. „San Cristobal“ von dem chilenischen Regisseur Omar Zúñiga Hidalgo wurde als bester Kurzfilm prämiert. Den Sonderpreis der Teddy-Jury erhielt „Stories of  Our Lives“ von Jim Chuchu, der eine Gruppe von LGBT in Kenia porträtiert. Der „David Kato Vision & Voice Award“ ging an die LGBTI- und Aids-Aktivistin Martha Tholanah aus Simbabwe.

Standing Ovations dann für Udo Kier, als er den Special Teddy Award für sein Lebenswerk überreicht bekam. Die kurzweilige Laudatio hielt Schauspielkollegin Nicolette Krebitz, eine langjährige Freundin von Kier. Der Zusammenschnitt aus seinem langjährigen Schaffen wäre freilich noch schöner gewesen, wenn die gezeigten Szenen – unter anderen aus Lars von Tiers „Riget“, Gus van Sants „My Own Private Idaho“ und Timo Vuorensolas „Iron Sky“ – auch benannt worden wären. Udo Kier jedenfalls genoss die Ehrung und verwies darauf, wie wichtig queer sei, nämlich abseits der Norm zu sein und zu bleiben. Was sein Leben vielleicht, ganz sicher aber die Wahl seiner Rollen beweist.

Der Teddy Award ist ein queer Filmpreis. Zwar gab es im Gegensatz zum letzten Jahr einige Filme mit lesbischen Inhalten, Storylines oder Charakteren, preiswürdig war offenbar nichts davon. Im Bühnenteil suchte man ohnehin nach lesbischen Elementen, aber vielleicht genügte den Veranstaltern da schon Katharine Mehrling in ihren Knickerbocker aus „Ball Im Savoy“.

fh

Teddy-Gewinner „Nasty Baby“ am 16.02., 22:00, Kino International

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