Bühne

Roadtrip Richtung Paradies

15. Feb. 2015
© Rudi van Dongen

Perfektion ist nicht zu finden auf der Bühne des Ballhaus Ost, schon gar nicht beim Puppenspielerkollektiv das Helmi und eben auch nicht bei der aktuellen Produktion „Große Vögel, kleine Vögel“. Das Ganze passiert mit einer Konsequenz, die schon an Perfektion grenzt. Das Bühnenbild ist rauh, durch die aufgehängten Stoffbahnen gibt es Einblicke in den Bühnenhintergrund. Die Puppen von Das Helmi sind hässlich, bestehen aus alten Matratzen und anderem Material vom Sperrmüll und sind in ihrer Ausdruckskraft kaum zu überbieten. Gemeinsam mit dem Puppenspielerkollektiv hat sich Sängerin, Schauspielerin und Regisseurin Cora Frost daran gemacht Pasolinis „Große Vögel, kleine Vögel“ zu adaptieren.

Totò und sein Sohn Ninetto wandern durch Italien auf der Suche – nach was eigentlich? Liebe? Sex? Unabhängigkeit? Reichtum? Sie begegnen Vögeln, die sie über den Kommunismus und Katholizismus aufklären wollen. Von allen Seiten wollen sie bekehrt werden und ändern doch nichts. Sie begegnen einem lispelnden Pasolini, der cool zu sein versucht, schönen Frauen und vielen Vögeln. Auf ihrem Roadtrip gehen sie durch alle Höhen und Tiefen durch Qual und Extase und scheitern. Oder ist es kein Scheitern? Am Ende erklärt Heinz (Foto, Mitte) vom Obdachlosentheater die Ratten per Videoprojektion: „Der Kapitalismus hat nicht gesiegt. Er ist nur übrig geblieben und er wird verschwinden wie alles andere.“ Das müsste ein paradiesischer Zustand sein in einer Welt, in der alles verschwunden ist. Ein Abend zum Nachdenken.

Christina Reinthal

„Große Vögel, kleine Vögel“ mit Cora Frost, Das Helmi u. a., 20.–22.02., 20:00, Ballhaus Ost

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