Film

„Feriado“ heißt Feiertag

18. Feb. 2015

18.02. – Als 1999 in Ecuador das Bankensystem zusammenbrach, waren die Leidtragenden in erster Linie die Indios, deren ohnehin kleines Vermögen noch weniger wurde. Die wohlhabenderen Weißen waren damit beschäftigt, ihren Reichtum zu verteidigen, während die Indios Proteste organisierten. So die gesellschaftliche Situation in dem Spielfilm „Feriado“, die jedoch im Hintergrund bleibt.

Familie als die kleinste Terroreinheit spielt in dem hübschen Film die größere Rolle. Juan Pablo, Kind begüterter Eltern, landet für die Ferienzeit - irgendwie weiß niemand, warum eigentlich - in den Anden bei seinem cholerischen Onkel Jorge, der redseligen Tante Victoria und seinem moppeligen und bösartigen Cousin Jorgito. Letzterer lässt keine Gelegenheit aus, den Feriengast zu piesacken, egal ob mit Worten oder Taten. Der Zarte, Sensible reagiert auf Stress wie diesen mit Nasenbluten ... Und all das auf der schicken Hacienda der reichen Verwandtschaft.

Das Gegenprogramm – Heavy Metal! Motorrad! Arbeiterschicht!– tritt in Gestalt von Juano aus dem nahegelegenen Pueblo auf, den „Juampi“ bei einer nächtlichen Prügelei kennlernt. Der muskulöse Naturbursche fasziniert ihn nicht nur, sondern weckt auch bislang unbekannte Gefühle in ihm. Feriado heißt Feiertag, und ist nicht jeder Tag ein Feiertag, an dem man der Liebe begegnet?

Es geht hier nicht um Sex, sondern allenfalls um Verheißung, Erotik zumindest kommt ins Spiel, auch wenn es mit dem wilden Mann nicht so ganz klappt. Ein Coming-of-Age - vom Coming-out ganz zu schweigen -, wird es nicht gleich, aber der Junge weiß jetzt, wo’s für ihn künftig lang geht. Das lässt der lakonisch hingetupfte Schluss erahnen.

„Feriado“ ist mit wenig Geld entstanden, herausgekommen ist ein eigenwilliger kleiner Film in kargen Bildern. Der spröde Charme des Werks von Diego Araujo bezauberte nicht wenige bei der Berlinale 2014. Jetzt kommt er ins Kino.    

fh

Ab 19.02., Xenon

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