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„Das war kein freiwilliger Entschluss"

28. Feb. 2015
(c) J.Jackie Baier

Am 28 Februar ist Schluss für die Blue Boy Bar in der Eisenacher Straße, zumindest am alten Standort. Barbetreiber Oliver erzählt, warum der Mietvertrag nicht mehr verlängert wurde

Es ist das Ende einer kleinen Kiezlegende. Heute hat die 40 Jahre alte Schöneberger Blue Boy Bar zum letzten Mal geöffnet. Der Mietvertrag wurde Ende letzten Jahres fristlos gekündigt. Der Treffpunkt für „Jungs aus aller Welt“, wie es auf der Website heißt, hat allerdings mittlerweile eine neue Location in der Nachbarschaft gefunden. Freiwillig war der Umzug jedoch nicht, erzählt Barbetreiber Oliver Wötzel im Interview mit SIEGESSÄULE

Oliver, was ist das für ein Gefühl heute am letzten Tag? Emotional ist das natürlich schon ein besonderer Tag. Ansonsten haben wir uns aber vorgenommen, dass es keine offizielle tränenrührige Abschiedsparty gibt, weil wir ja woanders wieder neu aufmachen. Heute ist deshalb nochmal ganz normaler Betrieb und wir planen lieber schon mal eine schöne Eröffnungsgeschichte nach dem Umzug. 

Es gibt Gerüchte, dass dieser Umzug nicht ganz freiwillig kommt ... Das war überhaupt kein freiwilliger Entschluss. Der Hauseigentümer hat sich Ende letzten Jahres nicht mehr auf eine Neuverhandlung des Mietvertrages eingelassen. Sämtliche Angebote meinerseits wurden abgelehnt bzw. nicht gehört. Kurze Zeit später kam dann auch die fristgerechte ordentliche Kündigung, und das ohne jede Begründung. 

Warum denkst du, sollte die Blue Boy Bar gehen? Zumindest wurden uns diverse Details zugetragen, wie sich das Ganze abgespielt haben soll. Und daraus lässt sich schließen, dass die Kündigung von unserem künftigen Nachmieter bewusst forciert wurde. 

Wer wird in den Laden einziehen? Das Tramps wird der Nachmieter sein. Und dort hat man anscheinend seine Beziehungen spielen lassen. Auf jeden Fall war der Grund für die Kündigung nicht, dass der Hausbesitzer das Gebäude „aufwerten“ wollte, in dem er zum Beispiel eine schicke Cocktailbar reinnimmt. Das Tramps wird in dem Laden so ziemlich das gleiche Konzept haben wie wir. Die Kündigung hat also definitiv einen persönlichen Hintergrund.

Die gute Nachricht ist: Ihr habt eine neue Location gefunden. Wie war die Suche? Schon eher schwierig. Ich hab zwar viele Angebote bekommen, aber am Ende haben die Hausverwaltungen alle abgesagt. Wir sind halt auch eine sehr spezielle Art des Gewerbes und anscheinend konnten die sich damit nicht anfreunden. Zum Glück hat es dann aber doch noch geklappt, und zwar im ehemaligen Café Adam, das von Amts wegen schließen musste. Das hat uns in die Hände gespielt.

Auf was können sich künftige Gäste freuen? Also auf jeden Fall mal auf einen neuen, schicken Laden an exponierter Stelle und mit einer wunderschönen Terrasse. Ansonsten wollen wir aber die jahrzehntelange Tradition auch in der neuen Location fortführen.

Wird es eine große Reopening-Party geben? Ja klar! Entweder zum offiziellen Eröffnungstermin am 1. April oder vielleicht sogar schon ein bisschen früher. Sobald wir das genaue Datum wissen, verraten wir es auf unserer Website.

Interview: Daniel Segal

Mehr Infos unter blueboy-berlin.de

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