Jubiläum

15 Jahre BOYZ'R'US in der Maaßenstraße

9. Apr. 2015
Seit dem Jahr 2000 betreibt Klaus Lahme das BOYZ'R'US in der Maaßenstraße

„Mode ist, was du ausstrahlst“, sagt Klaus, Inhaber des Klamottenladens in der Maaßenstraße 8 in Schöneberg. Am Sonnabend feiert das Geschäft mitten im schwulen Kiez sein 15-jähriges Bestehen. Warum es im BOYZ’R’US neben Kleidung auch Schaukelpferdchen, keine Regenbogenfahne und viel italienische Musik gibt, hat Klaus im Gespräch mit SIEGESSÄULE erzählt. Klaus hatte schon immer einen Faible für Klamotten. Gebürtig aus Hoppecke im Hochsauerlandkreis, führte sein Weg als gelernter Einzelhandelskaufmann über Celle und Hannover nach Berlin, wo er im Jahr 2000 das BOYZ’R’US eröffnete.

Vorher hat Hussel hier Süßigkeiten verkauft. Warum warst du so scharf auf das Geschäft?
Ich habe ewig auf diesen Laden spekuliert, zwei Jahre vor der Tür gesessen und mir die Leute angeguckt. Es ist schließlich der einzige Laden auf der ganzen Straße mit zwei großen Schaufenstern. Angefangen habe ich damals mit Casual- und Sportswear, mittlerweile gibt es ein vielfältiges Sortiment - vom bottomless-Schlüpper bis hin zum schwarzen Anzug.

Hat sich die Kundschaft im Laufe der Jahre verändert?
Wir haben viele Stammkunden, es kommen aber auch Familien mit Kindern. Deswegen stehen hier diverse Schaukelpferdchen und Bauklötze rum. Da kriegt Vati dann vorne im Jungsladen ein Businessoutfit oder was für die Freizeit, und Mutti sucht sich hinten im Frauenbereich was aus. Wir sind zwar mitten im schwulen Kiez, aber ich bin kein Freund davon, dass sich die schwule Community in allen Bereichen abheben muss. Deshalb haben wir auch nur zum CSD eine Regenbogenfahne draußen. Ich erwarte, dass ich von allen offen empfangen werde und genauso will ich, dass sich auch hier im Laden alle wohlfühlen.

Was bedeutet Mode für dich?
Nicht bestimmte Trends sind mir wichtig, sondern Stil. Das gilt vor allem für die Frauenmode, die wir seit neun Jahren im Laden haben. Bei den Jungs kann man an einigen Trends nicht gnadenlos vorbeischießen, aber bei uns gibt’s dann auch nur die Modetrends, die ich für unsere Kunden auf der Straße sehen möchte. Wir setzen auf schöne, zeitlose Schnitte, gute Qualität. Wenn Kunden fragen, kann ich das Teil nächstes Jahr noch anziehen, dann sag ich immer: Hase, das liegt an dir. Es steht nicht in der Hose drin, dass du sie nur eine Saison anziehen kannst.

Gerade läuft über deine Anlage in Lade Alice, die italienische Sängerin. Gehört Musik auch zum Ladenkonzept?
Musik ist total wichtig, Radio wäre ein Kündigungsgrund. Ich muss keine Kriegs- und Staumeldungen im Laden haben. Es reicht, wenn das die Läden am Ku'damm machen. Bei uns gibt es auch keinen musikalischen Mainstream. Drei italienische Künstler werden an ihren Geburtstagen sogar im Laden gefeiert: Alice, Franco Battiato und Mina.

Ist es wichtig für dich, den Laden hier zu haben?
Ja, er funktioniert seit 15 Jahren, weil er genau hier an dieser Stelle ist. Auf der Potsdamer Straße, zwei Straßenzüge weiter, wären wahrscheinlich regelmäßig faule Tomaten und Eier an den Schaufenstern. Bei uns klebte zwar auch schon mal ein Zettelchen am Schaufenster auf dem stand, es wäre eine Schweinerei, dass wir pofreie Unterhosen zeigen. Aber zwei Türen weiter gibt es Reizwäsche für Frauen und ich finde, die ist nicht harmloser.

Hat sich der Kiez verändert?
Ja, und für meine Begriffe leider in die falsche Richtung. Wir waren ja die erste Straße in Berlin, über die berichtet wurde, dass es hier ein Gastronomieverbot gibt, wegen der vielen Gastro. Aber ich finde, zu einem gesunden Kiez, das sieht man in der Bergmannstraße oder in Prenzlauer Berg, gehören immer Läden und Gastronomie. Für mein Gefühl fehlt hier noch eine Drogerie, ein schöner Schuhladen, ein Blumenladen – das würde den Kiez abwechslungsreicher machen. Aber die Mieten sind so hoch, die kann sich nur noch ein Gastronomiebetrieb leisten. Wir machen übrigens viel mit dem Berio gegenüber zusammen – dort wird auch das Jubiläum am Samstag mitgefeiert.

Andreas Marschner

15 Jahre BOYZ’R’US, Samstag, 11.04.2015, 12:00 bis 20:00, Maaßenstraße 8, 10777 Berlin-Schöneberg

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