Demo

„Unendlich stolz auf die Community"

13. Apr. 2015
Nasser bei der Demo gegen Homophobie am 12.04. © Daniel Segel

– „Ihr seid einfach unglaublich, ich will euch alle hören!“, ruft Nasser immer wieder ins Mikrofon. Der 18-Jährige hat gestern unter dem Motto „Wir haben das Recht so zu leben, wie wir sind. Nämlich ohne Homophobie" zu einer Demonstration durch Neukölln aufgerufen. Erst vor wenigen Wochen war der Berliner mit libanesischen Wurzeln gerichtlich gegen seine Verwandten vorgegangen, die ihn wegen seiner Homosexualität entführen und zwangsverheiraten wollten. Nasser lebt mittlerweile an einem geheimen Ort und engagiert sich gegen Homo- und Transphobie.

Für den gestrigen Demonstrations-Zug konnte er laut Polizeiangaben rund 1.200 Menschen mobilisieren, mit ihm gemeinsam Flagge zu zeigen. Los ging es um 14:30 Uhr am Tempelhofer Feld, nur wenige Meter entfernt von der Şehitlik-Moschee. „Ich habe ganz bewusst entschieden, dass wir hier vorbeikommen", ruft Nasser, der nicht akzeptieren will, dass sich die Moschee bisher zu keinem Treffen mit Berlins Queer-Community bereit erklärt hat. 

Über Hermannstraße, Sonnenallee und Karl-Marx-Straße gelangte der Zug gegen 17 Uhr schließlich zum Endpunkt Hermannplatz. Noch einmal gibt sich Nasser kämpferisch, wirkt dabei erschöpft, aber glücklich. „Ich bin unendlich stolz auf die Community“, sagte er zu SIEGESSÄULE.DE nach dem offiziellen Ende der Abschlusskundgebung.

Einen Dämpfer gibt es allerdings doch: Während der Demonstration wurde ein Böller in die Menge geworfen. Andere berichten auch von Eiern und verbalen Pöbeleien. Doch Nasser lässt sich nicht entmutigen: Für den 15. Oktober 2015 hat er die nächste Demonstration angemeldet.

Daniel Segal

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