BERLIN SONG CONTEST

Glamrock und Singer-Songwriting

20. Apr. 2015
Strahlender Sieger: Merlin Dietrich mit Gisela Sommer (re.) (c) J.Jackie Baier

Aus 80 Einsendungen über zwei Halbfinales im BKA zehn Favoriten für den Endausscheid im SchwuZ auszuwählen ... Keine leichte Aufgabe für die Jury unter Vorsitz von Schauspielerin und Entertainerin Maren Kroymann auch am Sonntagabend, als es um den Sieger-Song ging. Ihre MitstreiterInnen waren: Jan Feddersen (ESC-Experte), Lo Malinke (Ex-Malediva) Roberto Monden (pop-out: Musik+Management) Simone Panteleit (Berliner Rundfunk 91,4) und Silke Super (radioeins).

Bei den verbliebenen Teilnehmenden war viel Qualität zu hören, darunter freilich fast nur Mainstreamiges, aber die unterschiedlichsten Musikstile. Von Ballade bis Pop, Singer-Song-Writing bis Salsa. Contest-Erfinder Kriss Rudolph und Gisela Sommer führten durch den leicht länglichen Abend im nicht überfüllten SchwuZ. Nach jedem Song gab es ein Interview mit den jeweiligen Interpreten und Meinungen von der Jury. Es dauerte. Der Stimmung tat das wenig Abbruch, dank der hochmotivierten Fanblöcke, die nicht nur ihren Favoriten zujubelten, sondern auch der Konkurrenz. Eine ebenso ambitionierte Moderation wäre wünschenswert angesichts der versammelten Talente, die eine knackigere Präsentation wirklich verdient hätten.

Nach einer langen Entscheidungsphase, die vom Moderatorenduo damit überbrückt wurde, ein paar Sponsorenpreise ans Publikum zu verteilen, stand der Sieger fest: Merlin Dietrich mit bunter Band, angetreten für Charlottenburg, gewann den Jurypreis für „Flying Out to Berlin“. Auch, weil es ein Lied „mit Berlinbezug“ ist, so Kroymann zur Entscheidung. Der vom Glamrock inspirierte Merlin hatte in seinem Vorstellungsvideo prophezeit, dass eines Tages, wenn keiner mehr über Neukölln spricht, Charlottenburg der neue In-Bezirk sein wird. Nette Vorstellung … Dietrich bezeichnet auf seiner Website Marc Bolan als seinen Künstler-Vater. Außerdem schreibt er dort: „Ich bin Künstler und queer. ‚Queer‘ heißt nicht schwul, aber Schwulsein ist ein großer Teil davon …“ Platz zwei ging an Treptow für Adwoa Hackman mit „S.O.S.“, gefolgt von „Schöner Tag“ der Rockabilly-Band Halbstark, die für Waidmannslust gestartet waren.

Beim Auftritt von Adwoa Hackman, der Juror Jan Feddersen Carly-Simon-Qualität bescheinigte, war das Applausometer deutlich in die Höhe geschnellt. Und tatsächlich gewann sie später den Publikumspreis für Treptow. Vor Merlin Dietrich und One Heart (Schmargendorf). Letztere sind bereits für einen Gig beim diesjährigen CSD gebucht.

Die Vorjahressiegerin Lilly Sommerfeld rockte noch einmal das Haus mit „The War is Over When We Dance“ und hatte musikalisch wenig Neues zu berichten, was schade ist. Aber dass sei mit ihrer Freundin Johanna zusammengezogen sei. Das ist doch auch schon was.

fh

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