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Mädchensache: „Mein Sohn Helen“

23. Apr. 2015
Heino Ferch (li.) als Tobias und Jannik Schümann als Helen © ARD

Am 24. April zeigt die ARD um 20.15 Uhr den Film „Mein Sohn Helen“. Mit der Eigenproduktion wagt sich der Sender an das Thema Trans*identität. SIEGESSÄULE hat mit Heino Ferch, der den Vater eines Trans*mädchen spielt, gesprochen

– Helen ist 17, als sie nach einem Jahr Aufenthalt in Amerika zurück nach Berlin kommt. Auf dem Flughafen trifft sie auf ihren Vater. Der ist schockiert, als er sein Kind nach so langer Zeit wieder sieht, denn in den Flieger stieg einst sein Sohn Finn. Der hat dem Vater nie etwas davon erzählt, dass er sich als Mädchen fühlt und mit der mittlerweile verstorbenen Mutter bereits ärztliche Hilfe aufsuchte, um eine Hormonbehandlung einzuleiten. In Amerika hat sich Helen ganz in ihre weibliche Rolle inklusive Kleidungsstil, Frisur und Make-up eingefunden. Eine Verwandlung, die der Vater nicht so leicht verkraftet. Das Chaos ist vorprogrammiert.

Autorin Sarah Schmier hat ein Drehbuch geschrieben, das das Thema Trans*identität weitgehend sensibel angeht. Das Spiel der beiden Hauptdarsteller, Jannik Schümann als Helen und Heino Ferch als Vater Tobias, ist gelungen, ebenso die Umsetzung von Regisseur Gregor Schnitzler – auch wenn sie nicht frei von Klischees ist. 

Gerade weil der Film versucht, die Thematik relativ ernsthaft darzustellen, wundert es doch, dass bei der Produktion keine Trans*personen direkt mit einbezogen wurden, zum Beispiel in beratender Funktion. Lediglich in zwei Szenen tauchen sie in Komparsenrollen auf, allerdings für den Zuschauer kaum wahrnehmbar. Gegenüber SIEGESSÄULE.DE sagte der Regisseur, dass man zwar Trans*frauen gecastet habe, diese aber seiner Meinung nach zu transvestitisch überkandidelt aussahen. Ähnlich befremdlich wirkt die Aussage von Hauptdarsteller Jannik Schürmann, der für seine Rolle als Helen keine Transgender-Personen nachmachen wollte. Deswegen habe er sich an Mädchen aus seinem Umfeld orientiert und diese zu Rate gezogen.

SIEGESSÄULE-Redakteurin Kaey, die offen als Trans*frau lebt, traf Heino Ferch zum Interview.

Heino, was macht einen Mann zum Mann? Verantwortung zeigen, großzügig sein, Humor haben, zu seiner Männlichkeit stehen, aber auch seine weiblichen Seiten zeigen können.

Du bist ein Schauspieler, der sehr viele Rollen gespielt hat, in denen deine Männlichkeit betont wird. Hinterfragt man da, was die eigene Männlichkeit ausmacht? Und ob das nicht doch alles nur Klischees sind? Als Schauspieler ist man schon etwas abhängig davon, was man für eine Wirkung hat und wie man wahrgenommen wird. Ich habe in meiner Jugend viel Sport gemacht und hatte dementsprechend auch eine recht sportliche, männliche Figur. Das führte dazu, dass ich viele solcher Rollen gespielt habe. Doch für mich ist das kein Klischee. Die große Portion Sensibilität und das Weiche in mir zeige ich auch gerne.

Wie war deine Reaktion, als du das Drehbuch zu „Mein Sohn Helen“ bekommen hast? Das Drehbuch überzeugte mich, weil es das Thema sehr ernst genommen hat, ohne dabei ein Drama zu sein. Natürlich hat die Geschichte unglaublich viele dramatische Züge, doch es gibt auch viele Situationen, in denen man lachen kann. Und ich finde es toll, dass sich die ARD an solche Themen wagt.

Hast du den Eindruck, dass dein Image als Schauspieler auch ein Publikum anzieht, das sich den Film sonst nicht angeschaut hätte? Wenn ich das Publikum an dieses Thema heranführen kann, finde ich das gut. Im ersten Moment bin ich ja in dieser Rolle auch ein ziemlicher Kerl. Doch im Laufe der Geschichte gibt es eine Entwicklung der Figur, die für mich als Schauspieler natürlich eine grosse Spannweite ermöglicht. Es ist eine sehr sensible Rolle.

Hast du aus diesem Film persönlich etwas mitgenommen? Durch die intensive Auseinandersetzung mit diesem Thema kenne ich jetzt die Problematik und bin dafür etwas sensibilisiert. Wie ich allerdings tatsächlich damit umgehen würde, wenn es mich persönlich trifft, werde ich wohl wirklich erst wissen, wenn es so weit ist. 

Bist du denn der Meinung, ein Film wie „Mein Sohn Helen“ kann etwas im Bewusstsein der Zuschauer bewegen? Ich habe das Gefühl, dass das Thema Transgender momentan immer öfter in der Öffentlichkeit präsent ist. Bei der aktuellen Staffel von Germanys Next Topmodel gab es jetzt eine transsexuelle Kandidatin und auch Conchita Wurst hat für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Vielleicht schaffen wir es ja zumindest mit dem Sendeplatz am Freitagabend, mit dem tollen Team und mit der Leichtigkeit, die der Film versprüht, eine Menge Leute zum Zuschauen zu bewegen.

Interview: Kaey

„Mein Sohn Helen“, 24.04., 20:15, ARD

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