Religion

Voller Hintertüren

7. Mai 2015

Als hätten sie es geahnt! Pünktlich zur frisch gepressten Mai-Ausgabe der SIEGESSÄULE mit dem Themenschwerpunkt Religion und Homosexualität beschließt die Landessynode der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische-Oberlausitz, sogenannte „Homo-Ehen“ mit dem Traugottesdienst gleichzustellen. Harter Tobak für unsere Kanzlerin, die bislang, wurde sie auf gleichgeschlechtliche Ehen angesprochen, stets wirkte, als habe man ihr just einen Eimer Zitronen verabreicht. Die bekennende evangelische Christin, Vorsitzende einer Partei die in ungebremstem Zynismus das heilige C in ihrem Namen führt, wird sich dazu irgendwie verhalten müssen. Denn wenn sie und ihre gesamte verlogene C-Bande nicht langsam mitziehen, stellen sie sich offen gegen eine unser Land und dessen Gesellschaft prägenden Kirche. Wie sich das miteinander vereinbaren lässt? Man darf gespannt sein. Aber es dürfen Wetten angenommen werden, dass Frau Merkel und ihre reaktionären Homies eher Salzsäure gurgeln, als sich endlich zu unserer Existenzberechtigung zu bekennen. Viel Spaß dabei, Angela!

Balsam für die Seelen unserer ewiggestrigen obrigen Sesselpuper dürfte sich eine neue, pseudo-progressive Verkündigung der katholischen Kirche auswirken, dass man Lebenspartnerschaften ohne Gottes Segen nicht mehr automatisch als Kündigungsgrund nutzt. Dürfte am Personalmangel liegen. Wer genau liest, dem sticht ins Auge, dass solch ungebührliches Verhalten nach wie vor als „Loyalitätsverstoß“ gewertet wird und die verlogene Liberalisierung schließt bestimmte Berufsgruppen aus wie zum Beispiel Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit Lehraufgaben. Nach wie vor gilt die katholische Kirche als einer der größten Arbeitgeber Deutschlands und verharrt knallhart bei ihrem seit Inquisitionszeiten bewährten Prinzip: „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.“ Aber machen wir uns nichts vor: Dieser bigotte Männerhaufen, der Pädophilie deckelt und Homosexualität als Verunfallung verbrämt, wird zu großen Teilen aus Steuergeldern finanziert. Und dazu tragen wir als konsumfreudige Szene in hohem Maße bei. Nörgelkönig Volker Beck, religionspolitischer Sprecher der Grünen, hat nicht Unrecht, wenn er nölt: „Nur in Ausnahmefällen soll hier noch eine Kündigung möglich sein. Mit der Ausnahmeregelung hält man sich aber Hintertüren offen und schafft keine Rechtssicherheit. Das ist unbefriedigend!“ Das ist sehr gelinde formuliert. Die katholische Kirche ist voll der Hintertüren. Und nicht selten warten in ihren Kemenaten bibbernde Knaben. Es muss sich etwas bewegen. Dies bisschen ist nicht genug.

Daniel Call

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