Kultur

„Wir haben den schrägen Geschmack“

8. Mai 2015
Mit Désirée Nick fing alles an: Susanne Stallmann und Gerhard Winterle betreiben seit 20 Jahren die Agentur Rampensau, und betreuen Künstler wie u. a. Sven Ratzke, Kay Ray oder Horst Evers © J. Jackie Baier

Am 9. Mai steigt die große Gala zum Jubiläum der Künstleragentur Rampensau. Ein Interview mit Susanne Stallmann und Gerhard Winterle über die letzten 15 Jahre und mehr

15 Jahre lang mischten Susanne Stallmann und Gerhard Winterle als Mitglieder der Preddy Show Campany mit ihrem subversiven und satirischen Playbacktheater die Szene auf. 1995 gründeten sie dann die Künstleragentur Rampensau. Zum 20-jährigen Bestehen gibt es eine große Gala mit ehemaligen und aktuellen Künstlern und Künstlerinnen wie Kay Ray, Désirée Nick, Schwester Cordula, Martina Brandl und Horst Evers

Ist die Idee für die Agentur schon während Preddy Show Campany entstanden?
Gerhard:
Das war, glaube ich, erst kurz bevor wir aufgehört haben. Wir hatten uns ja vorgenommen: wenn wir nicht reich und berühmt werden, machen wir irgendwann Schluss mit den eigenen Auftritten. Désirée Nick war damals ein Fan von uns. Sie kam auf uns zu, und ich habe es irgendwie geschafft, für einen Talkshow-Auftritt mehr Gage als üblich rauszuholen. Pigor & Eichhorn waren Kollegen bei „College of Hearts“ und wollten sich als Duo etablieren. So haben wir angefangen.

Bis dahin wart ihr ja eure eigenen Manager ...
Susanne:
Ja, wir haben das für Preddy Show lange gemacht. Auch die Abschiedstour haben wir selbst gebucht. Und die Antwort auf „Was machen wir jetzt?“ war: „Jetzt schicken wir mal andere auf Tour.“
Gerhard:
Mit den Millionen, die wir da verdient haben, hätten wir uns natürlich auch zur Ruhe setzen können, aber … (Susanne lacht) Ich war echt froh, dass Susanne sagte: „Da mach ich mit.“ Der Anfang war nicht so schwierig, weil wir ja durch die Preddy-Show-Zeit viele Veranstalter kannten, die uns mochten. Die wussten einfach, die haben Ahnung und wir können ihnen erst mal trauen.
Susanne:
Und für die Künstler hatte es Vorteile, weil wir die Spielorte und das Procedere kannten.
Gerhard: Es gibt ja auch Läden, wo man weiß, da gibt’s nicht so viel zu verdienen, aber da sollte man halt hin wegen der Vita. Ob’s nun das Unterhaus in Mainz ist oder das Düsseldorfer Kom(m)ödchen.

Habt ihr noch Kontakte aus eurer aktiven Zeit?
Gerhard:
Ja, und man trifft sich jedes Jahr zur Kulturbörse in Freiburg. Da kommen all diese Kulturhausfritzen hin und schauen sich alles an, speziell auch die neuen Leute. Es gibt dort drei Bühnen, auf denen sich die Künstler und Künstlerinnen 20 Minuten präsentieren können. In zwei, drei Tagen gehen da 600 bis 800 Veranstalter durch.

Was muss man denn können, um unter eure Fittiche genommen zu werden?
Gerhard:
Es muss sehr speziell sein und ich finde, dafür haben wir auch ein ganz gutes Händchen. Bei der Freiburger Börse merkt man das dann auch schon, wenn die kommen und sagen: „Ihr habt echt Geschmack, ich kann’s zwar nicht verkaufen (Susanne lacht laut), aber es ist toll.“
Susanne: Ja, wir haben den schrägen Geschmack, aber das hat dann auch wieder dazu geführt, dass es mit den Millionen noch immer nicht geklappt hat. (allgemeine Heiterkeit).

Was waren eure Highlights in den 20 Jahren?
Susanne:
Wenn unsere Künstler wie Horst Evers und Pigor & Eichhorn den deutschen Kleinkunstpreis bekommen.
Gerhard: Pigor & Eichhorn sind auch bisher die einzigen Deutschen, die den Österreichischen Kabarettpreis bekommen haben.

Am 9. Mai ist eure große Jubiläumsgala.
Gerhard:
Ja, den ursprünglichen Titel „30.000 Jahre Kabarett“ hat man mir aber gestrichen. (lacht) Neben unseren aktuellen Künstlern haben auch zum Beispiel Kay Ray und Martina Brandl zugesagt, und Désirée tritt auch auf. Bis 8. Mai spielt sie in Bremen die Wirtin im Weißen Rössl, am 9. ist sie aber bei uns. Und Ina Müller moderiert. <

Interview: Frank Hermann

Die Gala der Rampensäue, mit Ina Müller (Moderation), Kay Ray, Pigor & Eichhorn, Schwester Cordula u. a., 09.05., 20:00, UDK Konzertsaal

rampensau.de

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