SIEGESSÄULE präsentiert

Alles auf Anfang: Xposed Queer Film Festival

20. Mai 2015

Zu seinem zehnjährigen Geburtstag kehrt das Xposed Queer Film Festival zu seinen Wurzeln zurück – nach Australien

Als Reminiszenz an die eigenen Anfänge kurvt „Priscilla, Queen of the Desert“ im Eröffnungsfilm durch das Outback – im Gepäck jede Menge Glamour. Ansonsten geht es gerne mal reduzierter und experimenteller zu bei dem Festival, das 2006 antrat, dem queeren australischen Kurzfilm die Aufmerksamkeit zu verschaffen, die ihm gebührt. Seither wechselten die Länderschwerpunkte von Kanada über die Türkei und Spanien bis hin zum Nahen Osten, Deutschland und Skandinavien. Die Umtriebigkeit, mit der Festivalgründer Bart Sammut und sein Team nach Perlen suchten, wurde belohnt: Nach einigen erfolgreichen Jahren im zum Kino umfunktionierten SchwuZ zog das Festival 2012 ins technisch besser ausgestattete Moviemento um. Seither hat sich die Zahl der BesucherInnen mehr als verdoppelt, Tendenz steigend. „Unsere Umfrage im letzten Jahr hat gezeigt, dass wir mit unserem Programm ein wahnsinnig vielschichtiges Publikum erreichen“, sagt Bart.

Bei aller Freude über den Zustrom aus anderen Szenen schlagen
die Herzen von Bart und seinem Berlinale-erprobten Ko-Festivaldirektor Michael Stütz doch vor allem für die queere Community. Und für die denken sich die beiden immer neue Überraschungen und fruchtbare Kooperationen aus. Neben zwei Film-Talks („Drag im Film“ und „Queer Film Funding“) wird es eine Zusammenarbeit mit dem Pornfilmfestival geben. Die „Naughty Room Shorts“ werden in diesem Jahr im Endlosloop in einer kleinen Box gezeigt, in die nur eine Handvoll Stühle passen. So kann zwischen den Hauptfilmen entspannt und in intimer Atmosphäre ein Porno genossen werden.

Darüber hinaus gibt es zum Jubiläum ein besonderes Geschenk an die Community: den Queer Short Film Fund. „Wir wollen der Community etwas zurückgeben“, erklärt Michael. „Wenn wir in den letzten zehn Jahren nicht so viele Filme, vor allem Kurzfilme, gratis hätten zeigen dürfen, wäre das Festival gar nicht möglich gewesen. Deshalb haben wir statt einer Retrospektive zum Zehnjährigen diesen Preis für Berliner Filmemacherinnen und Filmemacher ausgelobt.“ Bei 5.000 Euro Preisgeld und der kostenlosen Leihgabe von Filmequipment durch 25P Cine Support haben Michael und Bart berechtigte Hoffnung, dass dank des Preises ein neuer queerer Kurzfilm entsteht.

Neben den „Naughty Room Shorts“ gibt es fünf weitere Kurzfilmprogramme, zwei davon sind dem australischen Kino gewidmet. Fast die Hälfte der Festivalfilme stammen übrigens von weiblichen Regisseurinnen. Ist diese paritätische Verteilung Absicht? „Nein“, lacht Michael. „Wir haben keine Quote für unsere Filme, wir zeigen sie, weil sie uns gefallen. Ich muss immer lachen, wenn ich das Argument höre, es gäbe nicht genug gute Filme von Frauen. Gerade im Kurzfilmbereich ist das Unsinn – bei Langfilmen sieht es leider anders aus.“

Von den diesjährigen Spielfilmen haben es den Direktoren besonders die spanische Produktion „Amor eterno“ und der argentinische Film „Heterofobia“ angetan. „Beides sind Genrefilme“, erklärt Michael. „Es ist uns wichtig, dass unsere queeren Geschichten auch in Genres wie Horror, Splatter oder Fantasy erzählt werden.“

Dass bei dem vielseitigen Programm das Moviemento platzen könnte, haben Bart und Michael mitbedacht: „Wir haben im Moviemento einen Nachrückkinosaal in der Hinterhand – wenn der Ansturm zu groß wird, zeigen wir den Film einfach in beiden.“

Tania Witte

SIEGESSÄULE präsentiert:
Xposed Queer Film Festival, 21.05.–24.05., Moviemento,
xposedfilmfestival.com
Xposed Opening Night Party, 21.05., 23:00, Südblock

Alle Infos zum Programm im Terminkalender

Folge uns auf Instagram

Das Siegessäule Logo
Das Branchenbuch mit Haltung
Queer. Divers. Überzeugend.