Berlin

„Queere Flüchtlinge brauchen einen geschützten Raum“

3. Juli 2015
Jouanna Hassoun ist Projektleiterin von MILES, dem Zentrum für Migranten, Lesben und Schwulen vom LSVD

Mit der Sommerakademie sollen queere Flüchtlinge die Möglichkeit haben, in einem geschützten Raum ihre Sprachkompetenzen zu erweitern und neue Kontakte innerhalb der LGBTIQ-Community zu knüpfen. Initiiert wurde das Projekt von MILES, dem Zentrum für Migranten, Lesben und Schwulen innerhalb des LSVD. Jouanna Hassoun ist Projektleiterin des MILES. Im Interview mit SIEGESSÄULE.DE erklärt sie, was hinter der Idee der Sommerakademie für queere Flüchtlinge steckt.

Wie genau ist die Idee für dieses Projekt entstanden? Innerhalb unseres Zentrums (MILES) gibt es eine Diversity-Gruppe, in der wir unter anderem mit queeren Flüchtlingen arbeiten. Bei dieser Arbeit stellte sich vor kurzem heraus, dass sie den Bedarf und den Wunsch haben, vermehrt Deutsch zu erlernen insbesondere das Deutsch Sprechen und zwar in einem geschützten Raum. Außerdem wollen sie mehr darüber wissen, welche Institutionen, Angebote und Beratungseinrichtungen es in Berlin für LGBTIQ-Menschen gibt. Da kam mir die Idee einer Sommerakademie für queere Flüchtlinge. Der Vorschlag kam bei den TeilnehmerInnen der Diversity-Gruppe sofort sehr gut an. Also haben wir die Idee im Verband gleich aufgegriffen und einen Spendenaufruf gestartet.

Habt ihr noch Bedarf an weiteren Mitteln? Ja, wir sind momentan noch dabei, Spenden zu akquirieren, denn wir möchten die Sommerakademie kostenlos für die Flüchtlinge anbieten. Die Schnürsenkelhelden haben beim Stadtfest für uns gesammelt und beim CSD-Gottesdienst wurden die Kollekte zum Teil auch für unsere Sommerakademie eingeplant. Zurzeit haben wir bereits knapp 300 Euro an Spenden gesammelt, aber wir werden insgesamt in etwa 800 bis 1000 Euro an Spenden für den Kurs brauchen. Diese Summe wird größtenteils die Honorarkosten decken, da wir eine Lehrerin engagieren, die didaktisch fit ist, vier Sprachen spricht und sowohl mit Anfängern als auch mit Fortgeschritten arbeiten kann. Außerdem werden wir von den Spenden das nötige Unterrichtsmaterial beschaffen.

Wie genau sieht das Programm aus? Das Konzept ist noch nicht vollständig ausgearbeitet, da wir wie gesagt zur Zeit noch Spenden akquirieren. Aber geplant sind insgesamt drei bis vier Wochen. Je nachdem, wie viel Spenden wir sammeln werden, bieten wir entweder nur einen Kurs für alle, oder zwei Kurse für jeweils AnfängerInnen und Fortgeschrittene an. Dieser Sprachkurs soll täglich etwa zwei bis drei Stunden gehen und an drei Tagen pro Woche stattfinden. Nach drei Wochen Sprachkurs soll es in der vierten Woche darum gehen, dass sich die TeilnehmerInnen mit Ehrenamtlichen austauschen, um so neue Kontakte zu knüpfen und LGBTIQ-Einrichtungen in Berlin kennenzulernen.

Welche besonderen Bedürfnisse haben queere Flüchtlinge? Ich würde sagen, dass man sich besser entfalten kann, wenn man nicht in einem homophoben Umfeld ist. Das Problem ist, dass unter den anderen Flüchtlingen oftmals Homophobie stattfindet. Viele sind noch ohne Aufenthaltsstatus und dürfen noch gar keine Integrationskurse und Deutschkurse belegen. Wenn sie dann einen freiwilligen Kurs besuchen, sind sie da oft mit vielen Menschen in einem engen Raum und parallel finden noch andere Angebote statt. Wenn queere und transgender Menschen teilnehmen und dann tatsächlich homophobe/transphobe Sprüche hören, ist das sehr unangenehm und das Lernen fällt schwer. Daher ist es wichtig, dass sie einen geschützten Raum haben. Und den können wir mit dieser Sommerakademie und einer kulturell sensibilisierten und didaktisch sehr guten Lehrerin anbieten.

Interview: Isabel Lerch

Wer die Sommerakademie für queere Flüchtlinge mit einer Spende unterstützen möchte, kann dies tun:

Kontoinhaber: LSVD Berlin-Brandenburg e.V.
Bank für Sozialwirtschaft
BLZ: 100 205 00
Konto: 335 00 00
BIC: BFSWDE33BER
IBAN: DE46100205000003350000
Zweck: Spende Sommerakademie

Das Siegessäule Logo
Das Branchenbuch mit Haltung
Queer. Divers. Überzeugend.