Deutschland

Erzbistum Augsburg: Bayern soll hetero bleiben

23. Juli 2015
Gegenwind für Regenbogenfamilien in Augsburg © Elke Steiner für SIEGESSÄULE

Die homophobe Sonderbeilage des Familienbunds der Katholiken im Bistum Augsburg, die am Samstag in der Augsburger Allgemeinen und am Montag in der Allgäuer Zeitung erschien, propagiert die „starke Kernfamilie“, polemisiert gegen die Krippenbetreuung von Kindern („Mütter streiken nichtc) und vergleicht unter anderem Homosexualität mit Inzest.

Unter dem Titel „Diktatur durch Verwirrung“ stellt Bertrand Vergely „10 Thesen gegen die ‚Homo-Ehe‘“ auf und argumentiert, ähnlich wie vor kurzem Saarlands Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), dass ja dann auch ein Bruder seine Schwester heiraten wollen würde, was letztlich zu „schwerwiegenden Identitätskrisen“ und einem „entgrenzten Menschen“ führe. Der Autor, ein französischer Philosoph, ist wohlbekannt: Er verfasste diesen Text vor drei Jahren für „La Manif pour tous“, die französische Bewegung gegen die Ehe-Öffnung. Ins Deutsche übersetzt hat ihn Andreas Lombard, Verleger von Akif Pirinçci, der mit seinen homophoben Büchern ebenfalls für Aufregung sorgt.

Auch zum Thema Gender und Geschlechterrollen wurde ein älterer Text zweitverwertet. Die Annahme, dass Geschlechter auch sozial und kulturell geprägt sind, so ist dort zu lesen, sei ein „Erziehungsprogramm“, vor dem Eltern ihre Kinder in der Schule schützen sollten. „Familienbunt” wurde unter anderem aus Steuermitteln des bayerischen Ministeriums für Arbeit, Soziales, Familie und Integration finanziert. Das von Emilia Müller (CSU) geführte Haus distanzierte sich nicht davon, sondern teilte auf Anfrage nüchtern mit, dass man die Öffentlichkeitsarbeit von Familienverbänden lediglich fördere, diese aber inhaltlich allein verantwortlich seien.

Bayern ist das einzige Bundesland ohne Aktionsplan gegen Homophobie oder eine vergleichbare Initiative, die sich um mehr Sichtbarkeit, Toleranz und Akzeptanz für Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle kümmert. Alle anderen Sozialministerien haben bereits einen Aktionsplan erstellt oder sind gerade dabei, ihn zu erstellen. Noch Anfang 2014 äußerte sich Kultusminister Ludwig Spaenle zu einem solchen Vorhaben für Bayerns Schulen ablehnend. Das Thema sei bereits in der Werteerziehung eingebettet.

Kerstin Fritzsche

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