Pride Weltweit

Alles ordentlich in Schweden

4. Aug. 2015
Gay Pride in Stockholm © Manuela Kay

Schon seit Mitte der 80er Jahre gibt es in der schwedischen Hauptstadt einen großen Gay Pride. Mittlerweile ist der Stockholmer CSD einer der größten in Europa und so marschierten am vergangenen Wochenende erneut Zigtausende durch die schwedische Hauptstadt – geradezu gigantische Zahlen, bedenkt man die wenigen Einwohner Schwedens. Die ganze Stadt macht buchstäblich mit Kind und Kegel mit, denn dieser Gay Pride dürfte, was die Anzahl an Kinderwagen angeht, ebenfalls ganz vorne in der Welt liegen. Wo es in Berlin eine etwas lachhafte Regenbogen-Bushaltestelle am Nollendorfplatz gab, fährt in Stockholm zum Pride jeder Bus regenbogenbeflaggt. Alle öffentlichen, aber auch private Gebäude wie Hotels sind geflaggt und gewappnet, ein harmonisches, manchmal schon zu Tode gekuscheltes Verhältnis mit LGBTI zu demonstrieren. Hauptsponsor der Pride-Festivitäten war die Supermarktkette Seven Eleven, die dann spezielle – natürlich mit Regenbogenfähnchen versehene – Lebensmittelangebote führte.

Die Parade, traditionell von den Dykes on Bikes (mit leider nur 12 Motorrädern) angeführt, marschierte fröhlich, friedlich und für eine Besucherin aus Berlin geradezu erschreckend nüchtern durch die Stockholmer Innenstadt, vorbei am Königspalast (ein Traum für Royalty-Fans natürlich) in den Norden der Stadt zum Pride Park, einem Sportstadion, das vier Tage lang Treffpunkt für diejenigen war, die ein kräftiges Eintrittsgeld für ein nicht näher angekündigtes Kulturprogramm bereit waren zu zahlen. Auch hier friedliche Stimmung, keine Alkoholleichen, dafür viele Kinder und Familien Viele Lesben und Schwule, einige Trans* und sehr viele Heteros tummelten sich hier. Politische Inhalte werden in einem mehrtägigen Extra-Programm im Pride House, wo sich sehr wohl auch politische Prominenz trifft, erörtert. Auf dem Pride March selbst ist nicht viel Politik auszumachen.

Wie überall auf der Welt, so eiert auch der CSD in Stockholm auf dem schmalen Grat zwischen kommerzieller Großveranstaltung, die mit Kritik aus der Szene bedacht wird, und den immer größer werdenden Erwartungen an schwullesbische Sichtbarkeit. Gelöst wird dies gelassen und professionell aber auch um den Preis der szenetypischen Intimität. Eine reine Saufparade, wie wir es mitunter aus Deutschland kennen, erübrigt sich in Schweden allein durch die Alkoholpreise und ein anderes Trinkverhalten auf den Straßen. Somit eine nüchterne und wohlgeordnete Veranstaltung in der Stadt, die sich bereits auf das Finale des Eurovision Song Contest nächstes Jahr vorbereitet und auch deshalb weiter in den Fokus des Homo-Interesses rücken wird.

Manuela Kay

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