siegessäule präsentiert

Let the festival begin: Tanz im August

13. Aug. 2015
„Tanz im August“ eröffnet dieses Jahr mit einem Paukenschlag: der Rekonstruktion von „Available Light“ aus dem Jahr 1983 ©Craig T. Mathew

„Tanz im August“ wartet in diesem Jahr mit großen Produktionen auf. Bis 04.09. wird auf verschiedenen Bühnen Berlins getanzt

Mit „Available Light“ schuf die amerikanische Choreografin Lucinda Childs zusammen mit dem Stararchitekten Frank O. Gehry Anfang der 80er-Jahre zu den Klängen von John Adams ein gefeiertes Meisterwerk, das nur wenige Male in New York zu sehen war: Zu teuer war die Produktion, die geplante Tournee fiel aus. Jetzt, nach über dreißig Jahren, sorgt das System der Koproduktionen für eine wundersame Wiederauferstehung. Bei „Tanz im August“ kann man sich wieder auf den mathematisch rigiden Minimalismus von Lucinda Childs freuen, die ihre Karriere in den 60ern mit dem Judson Dance Theater begonnen hatte.

Die Aufführung von „Available Light“ ist tonangebend für das diesjährige Festival „Tanz im August“, das mit weniger, dafür größeren Formaten aufwartet. Stark im Fokus: die Entwicklungen in der asiatischen Tanzszene. Etwa der chinesische Choreograf Tao Ye, der zumindest in seinem Heimatland mit seinen streng-formalen Körperexerzitien als „enfant terrible“ gilt. Die Korea National Contemporary Dance Company dagegen bringt mit „Bul-ssang“ eine wilde Mischung aus postmodernem Tanz, Kampfkunst, Akrobatik und Alltagsbewegungen auf die Bühne. Ein explosiver Zusammenstoß von Ost und West, von Gegenwart und Vergangenheit – Themen, die auch viele andere Choreografen und Choreografinnen in Asien bewegen, wie Choy Ka Fais Projekt „SoftMachine“ zum aktuellen Stand der asiatischen Tanzszene dokumentiert. Im Rahmen des Projekts verführt der auf den traditionellen erotischen Lengger-Tanz spezialisierte Indonesier Rianto bei seiner Cross-Gender-Performance die Zuschauer und Zuschauerinnen. Dabei erkundet er die Spannungen zwischen traditionellem und zeitgenössischem Tanz und von männlichen und weiblichen Körperinszenierungen.

Auch die philippinische Tänzerin Eisa Jocson interessiert die Konstruktion von Geschlechterstereotypen. Und das Thema Sex und Macht. Nach „Macho Dancer“ im letzten Jahr zeigt sie jetzt ihr Solo „Host“, das auf Recherchen in japanischen Nachtclubs basiert. Oft inszenieren dort philippinische Transgender eine Form von Weiblichkeit, die an die japanische Geisha-Tradition anknüpft. Das Publikum sitzt bei Jocson wie in einem Club direkt an der Bühne – und ist deshalb umso stärker gefordert: „Alles hängt davon ab, welche Haltung der Besucher einnimmt“, so Jocson.

Auch die dominikanisch-amerikanische Choreografin und DJane Isabel Lewis bleibt nah am Club-Szenario. Sie wird drei Mal zu ihren „Occasions“ ins HAU 1 laden. Hier bringt sie Text, Musik, Tanz, Pflanzen, Essen und Gerüche zusammen. Die Besucher und Besucherinnen sollen in gastlicher Atmosphäre eine sinnliche, intellektuell anregende Erfahrung machen. „Der Begriff ‚Occasions‘ beinhaltet eine gewisse Offenheit zu Interaktion und Gespräch“, erzählt Isabel Lewis der SIEGESSÄULE. „Meine Occasions sind durchlässig und inklusiv.“ Wunderbar – wie aber fügen sie sich in den „Tanz im August“ ein? „Tanz ist traditionell schon immer in soziale Zusammenhänge eingebunden, vom höfischen Ball bis hin zum Berghain“, betont Lewis, die seit 2009 in Berlin lebt. „Dabei war und ist Tanz immer auch ein Fest, ein Ritual, das alle Sinne anspricht.“ Also: Alle Sinne öffnen und rein ins komplexe Vergnügen.

Carsten Bauhaus

SIEGESSÄULE präsentiert: Tanz im August, 13.08.–04.09., HAU1–3, Akademie der Künste, Haus der Berliner Festspiele, Schaubühne, Sophiensaele, Volksbühne. Termine siehe Programmteil und unter tanzimaugust.de

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