Musik

Top of the Pops

25. Aug. 2015
Sookee © Tainted Lenses

Von 2010 bis 2014 fand immer im September die „Berlin Music Week“ statt. Und obwohl beinahe jeder in der Stadt etwas davon mitbekam – allein schon aufgrund der Tatsache, dass durch die Förderung des Senats ein massives Werbebudget vorhanden war –, konnte der durchschnittliche Musikfan bis zuletzt nie wirklich sagen, was genau diese Music Week eigentlich war. Eine Messe der Musikindustrie? Eine Art Sammelbegriff für verschiedene, nicht wirklich miteinander in Verbindung stehende Musikfestivals? Das Ganze wirkte zu aufgeblasen, um einen Fokus zu haben.

Auftritt „Pop-Kultur“, ein Event, das zum ersten Mal Ende August steigen wird. Die finanziellen Mittel wurden in die Hände eines neuen Managements und neuer KuratorInnen gegeben, um komplett frisch und modernisiert dem Anspruch gerecht werden zu können, die Berliner Musikszene auf einem globalen Level zu repräsentieren. Und was wäre einfacher, wenn es darum geht, einem neuen Festival sofort eine Ladung Credibility zu verpassen, als das Ganze im Berghain stattfinden zu lassen? Drei Tage lang wird es hier Konzerte, DJ-Sets, Talks und Workshops geben – im Berghain selbst, in der Panorama Bar, der selten bespielten Halle und Schlackehalle sowie der Garderobe und der Kantine nebenan. An die Räume des Lab wurde sich allerdings lieber nicht herangewagt. Warum nur? „Pop-Kultur“ vereint internationale Namen ebenso wie Local Heroes; Neneh Cherry wird so neben Sookee (Foto) und Mary Ocher + Your Government auf der Bühne stehen. Einige der Highlights sind Berlinpremieren, so wie das CocoRosie-Side-Projekt Bianca Casady & the C. i. A. (Interview auf S. 48) oder die Zusammenarbeit von Owen Pallett und dem Orchesterkollektiv Stargaze. Obendrein stehen Talks mit Produzent Matthew Herbert oder Maler Norbert Bisky auf dem Programm sowie eine Lesung von New-Order-Frontmann Bernard Sumner, der seine kürzlich erschienene Autobiografie vorstellen wird. Wer die allerdings lesen will, ist fraglich, da ja schon seine Songtexte zum Wegrennen sind.

Aber das ist das Coole an „Pop-Kultur“: Anstatt eines Festival-Passes können individuelle Tickets für einzelne Veranstaltungsmodule gekauft werden, somit bezahlt man nur für die Dinge, die man wirklich sehen möchte. Außerdem muss man sich ausnahmsweise mal nicht den Kopf darüber zerbrechen, ob man überhaupt reinkommt.

Joey Hansom

Pop-Kultur, 26.–28.08., 17:30, diverse Locations im Berghain
Mit: Bianca Casady, Owen Pallett, Andreas Dorau, Neneh Cherry, Evvol, Anika, The Juan MacLean, Balbina, Mary Ocher + Your Government, Sophie Hunger, Ebony Bones, Sookee u. v. m., 
pop-kultur.berlin

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