Bühne

Georgette Dee spielt Helena

13. Okt. 2015
© Uwe Neumann

In „Helena. Plädoyer für eine Schlampe“ spielt Georgette Dee ab heute die "schönste Frau der Welt"

Helena? Ja, die mit Troja. Aus einem Ei geboren, Tochter von Zeus, begehrt vom halben antiken Griechenland. Sie heiratet Menelaos, brennt mit Paris durch und löst so den Trojanischen Krieg aus. Nach Paris' Tod heiratet sie seinen Bruder Deiphobos, kehrt dann aber doch an der Seite des siegreichen Menelaos heim nach Sparta und hat mit ihm Kinder. Vielen gilt sie als „schillerndste Schlampe der Weltgeschichte“. Ist sie das wirklich?

Dee gibt Helena eine Persönlichkeit. Eine Diva spielt eine Diva. Eine verbrauchte, versoffene, mit dem Leben fertige Diva, die ihren Frust über die Vergangenheit auskotzt. Sie fleht, sie schmollt, sie zetert, sie lallt, sie deklamiert, sie hadert, sie säuft, sie leidet, sie singt – sie erzählt. Wie das kam mit Menelaos, dann mit Paris. Wie sie den Trojanischen Krieg erlebt. Wie sie fertig wird mit all dem. „Seit ich neun war, wurde ich verhökert, missbraucht, vergewaltigt, verbogen, verkrüppelt ...“, ruft die Dee als Helena. „Für mich ist Helena eine realistische, pragmatische Frau“, erzählt Georgette Dee. Früher kannte sie Helena als Projektionsfläche für Schönheit und ein klischeehaftes Frauenbild. Nun empfindet sie Sympathie und Anerkennung für die mythische Figur. „Sie lässt ihr Königreich und ihren Prinzen sitzen, um in ein anderes Königreich zu gehen – nicht wissend, was sie da erwartet. Über das Scheitern denkt sie gar nicht nach.“

Der spanische Autor Miguel del Arco hat „Helena. Plädoyer für eine Schlampe“ als Monolog geschrieben – Regisseur Elias Perrig, der es mit Theater Wahlverwandte im Renaissance Theater inszeniert, sagt: „Für mich ist es ein Stück über jemanden, der aufwächst als Star – durch Schönheit in diesem Fall – und damit zu kämpfen hat, dass dieses Image irgendwann verfällt.“ Dass Georgette die Rolle übernahm, ist für ihn „ein Glücksfall“, sagt er. „Georgette bringt viel mit, was diese Rolle hat, eine lange Geschichte als Diva auf der Bühne, und sie ist authentisch, das hat mich immer fasziniert.“ Findet auch Georgette herself: „Ich denke, dass diese Figur, dieses Stück mit mir, mit Georgette Dee, mit meinem Alter, viele Berührungspunkte hat.“

Malte Göbel

„Helena. Plädoyer für eine Schlampe”, mit Georgette Dee, 13.10. (Premiere), 15.–18.10., 20:00, Renaissance Theater

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