Künstler gegen Aids 2015

Eine elegante Nacht für den guten Zweck

17. Nov. 2015
© Brigitte Dummer

An keinem Abend im Jahr ist das Treiben im Theater des Westens so bunt wie bei der Gala „Künstler gegen Aids“. Schon Stunden vor Beginn tummelt sich das Who's who der Berliner Promiwelt gemeinsam mit der eingeschworen schullesbischen Community in den diversen Foyers des schönen alten Theaters. Wie bereits vor zwei Jahren wurde die Gala von Bettina Böttinger und Guido Maria Kretschmer modieriert, die als inzwischen schon sichtlich eingespieltes Team gekonnt durch den Abend führten. Der erste Teil war vollgepackt mit knackigen Grußworten von Judy Winter und dem Regierenden Brügermeister Michael Müller. Es war klar, dass über dem Abend die Bilder der Anschläge von Paris schwebten – immer wieder wurde auf angenehm unaufdringliche Weise darauf Bezug genommen, so dass der Abend unter dem Motto stand: „Es geht um das Leben.“

Zur Eröffnung gab es schwungvollen Rock 'n' Roll von „The Baseballs“. Im anschließenden Grußwort erinnerte Judy Winter an die Zeiten, in denen sie anfing, sich für die Berliner Aids-Hilfe zu engagieren: „Am Anfang wurde man ja noch bespuckt, heute ist das zum Glück nicht mehr so.“ Dass sich die Zeiten, die Wahrnehmung von HIV und Aids verändert haben ist gut. Aber klar ist auch, dass die Probleme nicht enden, sondern sich nur verschieben. Eines der großen Themen des Abends war der Zugang zu HIV-Therapien von Menschen, die keine Krankenversicherung haben. Der Arzt Christoph Weber berichtete im Interview auf der Bühne, dass auch nicht krankenversicherte Menschen sich an die Berliner Aids-Hilfe wenden können. 60 Prozent von ihnen, so sagt er, können in eine Krankenversicherung vermittelt werden. Aber auch die anderen werden über eine hochkomplizierte und aufwändige Logistik betreut und therapiert. Ganz klar forderte er am Ende „den kompletten Zugang zu HIV-Medikamenten auch für unversicherte Menschen.“

Für eine vom Moderationsteam sehr begrüßte Reise zurück in die 80er sorgte die Wave-Ikone Anne Clark gemeinsam mit ihrem musikalischen Partner herrB. Unter anderem brachte sie die Wände mit ihrem Klassiker „Our Darkness“ zum Beben. „Drogen waren mir zu gefährlich, also versetzte ich mich mit der Musik von Anne Clark in Trance“, schwärmte Bettina Böttinger schon in der Anmoderation und sie behielt recht.

Highlight für Ballettfans war zweifelsohne der Abschluss des ersten Teils: Der als Intendant des Staatsballets von vielen sehr vermisste Vladimir Malakhov präsentierte Mauro de Canias Choreografie vom „Sterbenden Schwan“. Eine wunderbare Hommage des Stars an sein Berliner Publikum.

Nach der Pause wurde es dann deftiger. Edith Schröder alias Ades Zabel eröffnete den zweiten Teil. Schnell war klar: hier fühlt sich das Publikum heimisch. Der Slipeinlagen-Humor kam bestens an, die Stimmung war entspannt und bestens amüsiert.

Für einen bewegenden Moment sorgte dann die Verleihung des ersten HIV Awareness Awards. Moderator und Jurymitglied Michael Flotho überreichte den Preis an das Team des Zentrums für Infektiologie am Berliner Vivantes- Auguste-Viktoria-Klinikum. Das Team und dessen Kopf Kaikawus Arathé waren sichtlich gerührt. Die Laudatio hielt der Präsident der Bundesärztekammer Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, der sich als hervorragender Redner entpuppte.

Nach einigen Auszügen aus dem zur Zeit im Theater des Westens laufenden Musical „Chicago“ ging es dann zur Party, bei der DJ Westbam so richtig einheizte, bevor später Ades Zabel und Gloria Viagra (in Vertretung für die erkrankte Biggy van Blond) die Turntables übernahmen. Eine elegante und gut gelaunte Nacht für den guten Zweck.

Christina Reinthal

Fotos von Gala und Party gibt es in unserer Galerie

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