Berlin

Schwulenberatung: Ein Drittel der Beschäftigten ging am Dienstag auf die Straße

18. Nov. 2015
Für angemessenen Taifvertrag auf die Straße (c) sally B

Knapp 40 der 115 Beschäftigten der Schwulenberatung Berlin sind am Dienstag der Aufforderung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft gefolgt und haben sich um 12:30 Uhr in der Wilmersdorferstraße für einen Warnstreik versammelt. Nach rund einer Stunde zogen die MitarbeiterInnen weiter zur ihrem Arbeitgeber in der Niebuhrstraße, um vor Ort lautstark ihre Forderung zu verkünden: eine gerechte Entlohnung für alle, und das – möglichst – im Rahmen eines Tarifvertrags.

Denn auch wenn der soziale Bereich traditionell nicht an das Lohnniveau vieler anderer Branchen heranreicht, dürfe das nicht als Argument für schlechte Arbeitsbedingungen dienen, ist Frank Hartung, Teamleiter im Bereich „Betreutes Einzelwohnen/Handicap“, überzeugt: „Gute Klientenarbeit erfordert auch eine gute Bezahlung“. Dabei gehe es auch um „mehr interne Transparenz“, findet nicht nur Markus, der in Hartungs Team tätig ist. Wie viel Geld ist da? Wie wird es verteilt? Fragen, die sich viele der Beschäftigten stellen. Andere bedauern, dass es zwar vereinzelt Gehaltserhöhungen gebe, Sondergratifikationen wie etwa das Weihnachtsgeld jedoch gleichzeitig reduziert würden. 

„Das Gehaltsthema erzeugt seit vielen Jahren Unmut“, bekräftigt eine Mitarbeiterin, die anonym bleiben möchten und damit einen Aspekt ans Licht bringt, der sich hinter den Gehaltsforderungen verbirgt: eine große Verunsicherung! So war gestern immer wieder zu hören, dass einige Angestellte der Schwulenberatung „aus Sorge vor Konsequenzen" lieber den Mund hielten. „Ich habe keinen Kündigungsschutz und deshalb schon etwas Schiss“, gestand dann auch eine Person im Gespräch mit SIEGESSÄULE.DE. Dann erzählt sie, dass es für viele moralisch schwierig sei, gegen Geschäftsführer Marcel de Groot auf die Straße zu gehen. Denn schaden wolle man der Schwulenberatung auf gar keinen Fall. Eines sei aber auch klar: Der Glanz und das gute Image, die der Institution anhaften, dürften nicht länger auf Kosten der MitarbeiterInnen erzielt werden.

Daniel Segal

Das Siegessäule Logo
Das Branchenbuch mit Haltung
Queer. Divers. Überzeugend.