Berlin

Endlich: Unterkunft für queere Geflüchtete

27. Jan. 2016

Update! Laut Informationen der Schwulenberatung Berlin wird die Unterkunft für queere Geflüchtete erst Ende Februar oder Anfang März eröffnet.

26.01. – Die Nachricht verbreitete sich in den letzten Tagen wie ein Lauffeuer: Schon in der nächsten Woche soll eine Unterkunft speziell für LGBTI-Geflüchtete ihre Türen öffnen. Was alles für diesen Schritt nötig war und was noch gebraucht wird, erklärt Anja Kofbinger (MdA, Bündnis 90/Die Grünen), die den Antrag dafür mit gestellt hat, im Interview mit SIEGESSÄULE.DE

Anja, vor einem Jahr hast du zusammen mit Carsten Schatz (die.Linke) im Abgeordnetenhaus einen Antrag auf eine Unterkunft für queere Geflüchtete gestellt. Was genau hat euch damals bewegt?
Bewegt hat uns die missliche Situation, in der sich viele queere Flüchtlinge in Berlin befanden. Ich hatte im Oktober 2014 zu einem Gespräch darüber eingeladen und es kamen ca. 30 Leute, was mir zeigte, dass es ein großes Interesse an dem Thema gab. Außer der CDU waren auch alle Parteien dabei. Daraus ergab sich ein enger Kontakt zur Linken, mit dem wir dann den Antrag auch eingereicht haben.

Wer war am Antrag bzw. an der Planung des Projekts beteiligt?
Am Antrag waren Grüne und Linke beteiligt, das Projekt wird im wesentlichen von der Schwulenberatung finalisiert, sie wird die Unterkunft auch betreiben. Auch die Lesbenberatung wird beteiligt sein, vor allem im Bildungsbereich.

Wie schnell oder langsam war die Reaktion auf den Antrag?
Nicht mal anderthalb Jahre vom ersten Treffen bis zur Eröffnung, für Berliner Verhältnisse ist da etwas in Lichtgeschwindigkeit passiert.

Wann kam endlich die definitive Zusage und wann können die Räume bezogen werden?
Die Zusage kam im letzten Jahr, man musste ja erst einmal ein geeignetes Haus finden. Ab 1. Februar beginnen die Einzugsarbeiten. Das heißt es muss alles wirklich alles neu installiert werden.

Wer ist an der konkreten Umsetzung beteiligt?
Das waren natürlich die für Integration und für Flüchtlinge zuständigen Behörden. Aber auch viele andere konnten unterstützend eingreifen.

Noch immer werden häufig Flüchtlingsunterkünfte angegriffen, wie wird die Sicherheit der BewohnerInnen gewährleistet?
Hier gibt es genau wie bei jeder anderen Unterkunft die unvermeidliche Security. Das Team der Schwulenberatung, die ja auch Trägerin der Unterkunft ist, organisiert mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort das Umfeld und ist für alles verantwortlich. Von der Essensausgabe bis zur Bildung.

Gerade queere Geflüchtete sehen sich häufig mit Aggressionen von anderen Geflüchteten konfrontiert. Wäre es nicht sinnvoller, mit gezielter Aufklärung dem entgegenzuwirken, als queere Menschen einfach aus der Situation rauszuziehen?
Hier gilt, man sollte das eine tun ohne das andere zu lassen. Ich habe schon Anfang letzten Jahres mit dem LSVD und Freiwilligen versucht Aufklärungsarbeit in den - damals  noch überschaubar vielen - Unterkünften zu leisten. Wir sind in Zweierteams zu den Betreibern gegangen und haben das Gespräch gesucht. Das ist immer noch möglich und wünschenswert, aber bei der großen Zahl der Geflüchteten und der teilweise chaotischen Situation vor Ort auch sehr schwierig. Das Arbeiter-Samariter-Bund ASB hat zusammen mit dem LSVD Bundesverband ein Aufklärungsbroschüre in verschiedenen Sprachen herausgegeben und verteilt sie jetzt. Auch das ist eine gute Unterstützung für die Arbeit vor Ort.

Das Gebäude steht zur Zeit noch leer und wird nun für den Einzug vorbereitet. Braucht ihr konkrete Hilfe beim Aufbau? Das bezieht sich jetzt auf die Schwulenberatung. Ich unterstütze sie nur persönlich und habe die Hilfe unserer LAG Queergrün angeboten. Da muss in der Tat noch viel geschleppt und geschraubt werden - das ist ja mehr was für Lesben. Ich bin aber ganz hoffnungsfroh, dass man auch wenig werkzeugaffine Schwule ganz wunderbar einbinden kann.

Interview: Christina Reinthal

Anja Kofbinger ist Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin und dort stellvertretende Vorsitzende der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen sowie Sprecherin für Frauen- und Queerpolitk. Sie ist Vorsitzende im Ausschuss für Arbeit, Integration & Frauen und Mitglied im Petitionsausschuss.

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