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Raus aus den Schulden? Der CSD e.V. im Interview

4. Feb. 2016
Angela Schmerfeld und Monique King vom Vorstand des CSD e. V.

Für 2016 stehen sowohl der Termin am 23. Juli als auch das Motto des großen CSD fest, doch wie geht es dem Verein sonst und wie läuft die CSD-Planung? Um diese Fragen zu kären, haben wir mit dem Vorstand ein Interview geführt. Zu dem Gerücht, dass der ehemalige Geschäftsführer des CSD e.V., Robert Kastl, per Klage Geld von dem Verein erstreiten will, wollte sich das Team allerdings nicht äußern.

Im letzten Jahr hattet ihr große finanzielle Probleme, zeitweise hieß es sogar, es könnte gar keinen CSD geben. Wie sieht die Situation im Moment aus? Der CSD 2015 ist komplett bezahlt. Es sind also keine neuen Schulden dazugekommen. Ganz im Gegenteil: Dank eines radikalen Sparprogramms und extrem viel ehrenamtlicher Arbeit konnten wir den Schuldenberg insgesamt in nur einem Jahr von ca. 200.000 auf ca. 110.000 Euro verringern. Wir haben mittlerweile mit fast allen Gläubiger*innen Zahlungsvereinbarungen getroffen, die uns Luft verschaffen, um weiterzuarbeiten. Wir sind optimistisch, dass wir in drei bis vier Jahren schuldenfrei sein können.

Vor Kurzem wurde das Motto des CSD „Danke für nix“ bekannt gegeben und prompt hagelte es – neben den positiven Rückmeldungen – auch Kritik. Hat euch das überrascht und wie geht ihr damit um? Ehrlich gesagt waren wir im Gegenteil überrascht, dass das Feedback größtenteils positiv ausfiel. Und dies zu Recht: Man braucht lediglich einen Blick in die Forderungen des CSD 2015 zu werfen, um ernüchtert festzustellen, dass von diesen Punkten nicht einer erfüllt wurde. Eheöffnung, Adoption für alle, Rehabilitierung der nach § 175 Verurteilten, Sicherheit für queere Geflüchtete? Danke für nix – dem ist nichts hinzuzufügen. Wir sind uns bewusst, dass dieses Motto polarisiert und für viel Gesprächsstoff sorgen wird. Aber auf genau diese Diskussion freuen wir uns, da sie dem CSD gut tun und seine politische Wirkung verstärken wird. Schließlich ist Wahljahr!

Ihr hattet am 25. Januar Mitgliederversammlung. Worum ging es? Wir haben über den sensationellen CSD 2015 berichtet, aktuelle Finanzen und das Budget 2016 diskutiert und standen ausführlich für Fragen zur Verfügung. Aus inhaltlichen und zeitlichen Gründen sind ein paar Themen sowie die Wahl des neuen Vorstands auf einen zweiten, zeitnahen MV-Termin verschoben worden.

Sowohl Sissy Brucker (ehemals Kraus) als auch Lutz Ermster haben den Vorstand verlassen. Könnt Ihr etwas zu den Gründen sagen? Und warum gibt es noch keinen Ersatz? Sissy und Lutz sind aus beruflichen Gründen zurückgetreten – etwas, das ehrenamtlichen Vorständ*innen natürlich immer offensteht und zu respektieren ist – und wir bedanken uns für die von ihnen geleistete Arbeit. Im zweiten Teil der Mitgliederversammlung wird dann ein komplett neuer fünfköpfiger Vorstand gewählt.

In welcher Phase der CSD-Planung für 2016 befindet ihr euch gerade und könnt ihr schon etwas zu Neuerungen und Veränderungen sagen? Wie zu dieser Jahreszeit üblich, sind wir natürlich an mehreren Fronten aktiv: Geldbeschaffung via Sponsoring, Organisatorisches mit Bezirk und Polizei, Kampagnenarbeit zur Einbindung der Community etc. Was 2015 so besonders gemacht hat, waren der wachsende politische Fokus durch Demo-Struktur und Programm, die stärkere Inklusion vieler unterschiedlicher Teile der Community und die breite Rückendeckung durch unsere Mitstreiter*innen. Daran wollen wir dieses Jahr auf jeden Fall anknüpfen und wieder mit vereinten Kräften unsere Botschaft in die Welt tragen.

Interview: Daniel Segal

Infos rund um den CSD e.V. gibt es hier:
facebook.com/BerlinerCSD

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