Siegessäule präsentiert

Das Bewusstsein erweitern beim Xposed Filmfestival

19. Mai 2016
„E Agora Lembra-me“, ein dokumentarisches Selbstporträt des mit HIV lebenden Regisseurs Joaquim Pinto (Foto, li.) © Xposed Filmfestival

Genre-Cross-over und Experimentierfreude bestimmen auch die elfte Ausgabe des queeren Filmfestivals im Moviemento

Bereits in die elfte Runde geht das von SIEGESSÄULE präsentierte Xposed Filmfestival, das – neben dem alle zwei Jahre stattfindenden „entzaubert“ – in Berlin tapfer die Stellung hält in Sachen queeres Kino mit Sinn für Genre-Cross-over und Experimentierfreude. So ist es den beiden Festivaldirektoren Bart Sammut und Michael Stütz auch in diesem Jahr wieder gelungen, ein spannendes und abwechslungsreiches Programm auf die Beine zu stellen.

Einen Länderschwerpunkt gibt es diesmal nicht, dafür steht das Thema HIV/Aids im Vordergrund. Dieser Fokus sei eher organisch gewachsen als am Reißbrett geplant, so Michael Stütz. Alles begann mit dem meditativ-poetischen Filmtagebuch von Joaquim Pinto, „E Agora? Lembra-me“, in dem der seit 20 Jahren mit HIV lebende portugiesische Regisseur seine Teilnahme an einer klinischen Studie mit bewusstseinverändernden Medikamenten festhält und dabei immer wieder in die Abgründe von Zeit und Erinnerung blickt. „Einer der besten Dokumentarfilme überhaupt“, schwärmt Stütz, „Er spukte seit Jahren in meinem Kopf herum und ich wollte ihn schon immer mal zeigen!“ Als dann der brasilianische Film „JL Passion“ dazukam, der ähnlich tagebuchartig politische und soziale Ereignisse festhält und zugleich die HIV-Infektion des Regisseurs reflektiert, hatte sich die thematische Klammer für das diesjährige Xposed ergeben.

Jedoch ist dies nur einer von vielen Programmpunkten –  eine ebenso große Gewichtung erfahren Themen wie Transgression und weibliche Sexualität. Besonders interessant in dieser Hinsicht sind die alle queeren Genres streifenden Kurzfilmblöcke sowie die beiden Langfilme, die das Festival rahmen. Zur Eröffnung feiert „Strange Love“ Deutschlandpremiere – ein vibrierendes Porträt der Megacity Mumbai, in der sich die Wege eines trans* Rikschafahrers und einer Sängerin kreuzen, die mittels ihrer Musik das Patriarchat kritisiert. Während am Eröffnungsabend lebens- bejahendes Empowerment zelebriert wird, endet das Festival mit einem düsteren Werk: „Schau mich nicht so an“ von Uisenma Borchu, die zugleich die Hauptdarstellerin gibt und das sehr manipulative, emotional zerstörerische Bild einer Liebesbeziehung zwischen zwei Frauen zeichnet. „Eine sehr eigenwillige und moralisch ambivalente Perspektive“, verrät Stütz. „,Schau mich nicht so an‘ ist ein Film, der das Publikum spalten wird.“ Umso gespannter dürfen wir auf die im Anschluss geplante Diskussion mit der Regisseurin sein.

Anja Kümmel

SIEGESSÄULE präsentiert:
Xposed Queer Film Festival, 19.–22.05., Moviemento,
xposedfilmfestival.com

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