COMMUNITY

Anti-Gewalt-Hotline L-Support gestartet!

18. Mai 2016
Das ambitionierte ehrenamtliche Team von L-Support © Bastian Finke

Das neue Angebot dokumentiert speziell homophobe Übergriffe gegen lesbische, bisexuelle und queere Frauen und berät Betroffene

Gestern, zeitgleich mit dem Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie, fiel der Startschuss für das Anti-Gewaltprojekt L-Support. Eine anderthalbjährige Planungsphase ging dem voraus. Vorgestellt wurde es von Katrin Salloch, ehrenamtliche Mitarbeiterin und Mitbegründerin von L-Support, in den Schöneberger Räumen des schwulen Anti-Gewaltprojekts MANEO.

„Homophobe Gewalt gegen Frauen ist bislang wenig bis gar nicht als solche sichtbar“, erklärt sie zu den Motiven der Gründerinnen, eine zentrale Hotline speziell für Lesben, bisexuelle und queere Frauen einzurichten. Dort können sie Gewaltvorfälle, Drohungen und Übergriffe melden sowie Beratung in Anspruch nehmen – telefonisch, persönlich, via Online-Formular, per E-Mail und auf Wunsch auch anonym. Ergänzend kann frau* Verhaltenstipps und Informationen zum Umgang mit homophober Gewalterfahrung, zu Unterstützungs- und Hilfsangeboten einholen oder sich an entsprechende Stellen weitervermitteln lassen. Als frauenspezifische Opferhilfe versteht sich L-Support als ein ergänzendes Angebot innerhalb der Berliner LGBTI-Community. Dabei kooperiert es mit dem Partnerprojekt MANEO, das Räumlichkeiten zur Verfügung stellt sowie seine Erfahrung und Infrastruktur  mit dem Schwesterprojekt teilt.

Die Dokumentation und Auswertung der gemeldeten Vorfälle sollen Licht in das große Dunkelfeld homophober Gewalt gegen Frauen bringen und helfen, gewaltpräventive Ansätze zu erarbeiten. Bislang, so Salloch, werde das Thema Homophobie und homophobe Übergriffe mehrheitlich als ein Problem bei homosexuellen Männern wahrgenommen. Die Gründe dafür sehen die L-Support-Gründerinnen auch in der extrem schwach ausgeprägten Anzeigebereitschaft von betroffenen Frauen, die den geringen Dokumentationsgrad – polizeistatistisch in Berlin lediglich drei bis zehn Fälle pro Jahr – homophober Gewalt gegen Frauen mitbedingt. Mit Blick auf die Befragungsergebnisse einer EU-Studie von 2013 zum Umgang mit Diskriminierung und Hasskriminalität zeichnet Salloch diese Diskrepanz nach: Zwar erfuhren demnach rund ein Drittel der Lesben körperliche Gewalt oder Gewaltandrohung im öffentlichen Raum. Angezeigt werden diese gerade einmal im unteren einstelligen Bereich, selbst gegenüber LGBTI-Organisationen ist das Meldeverhalten gering ausgeprägt. Die Opfer von Übergriffen nähmen diese erfahrungsgemäß selbst als vermeintlich „zu unwichtig“ wahr und nicht ernst – „ein Problem, das wir auch schon von schwulen Männern kennen“, so Salloch.

Dazu kommen Scham und die Angst, nicht ernst genommen zu werden. L-Support will daher den niedrigschwelligen Zugang zu Information und Unterstützung erleichtern. „Wir möchten dazu beitragen ein Gefühl der Solidarität zu vermitteln, Opfern helfen und Empowerment fördern, so dass Gewaltbetroffene sich nach Vorfällen nicht alleingelassen fühlen“, sagte Solloch. Mit gewaltpräventiver Öffentlichkeitsarbeit will man Szeneeinrichtungen und potenziell Betroffene in Szeneorten persönlich und mit Infoflyern zur Hotline ansprechen, um vor Ort gezielt zu sensibilisieren.

Dazu braucht es das Engagement vieler Freiwilliger, Vernetzung und Mitarbeit aus der Community selbst. Bislang arbeiten zehn ehrenamtliche Frauen – allesamt selbst lesbisch beziehungsweise bisexuell – für L-Support, das sich vorerst aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanzieren muss, bis entsprechende Projektfördermittel generiert sind. Weitere ehrenamtliche Unterstützung ist daher sehr willkommen.

Melanie Götz

L-Support.net

Hotline: (030) 21 62 29 9

(Sprech- u. Rückrufzeiten Sa. / So. 17-19 Uhr, Mailbox)

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