PRIDE

Heteros gegen Homophobie: Culcha Candela beim CSD

22. Juli 2016
Culcha Candela: Johnny Strange, Mateo aka Itchyban, DJ Chino, Don Cali (v.l.n.r.)

Am Samstag tritt die multinationale Band Culcha Candela das erste Mal bei einer CSD-Veranstaltung auf. Bandmitglied Mateo hat sich vorab mit SIEGESSÄULE-Redakteurin Kaey getroffen

Im Jahr 2002 wurde die Band Culcha Candela mit einer internationalen Besetzung in Berlin gegründet. Seither haben sie die Musiklandschaft aufgerüttelt und mit ihrer Mischung aus Reggae, Dancehall und Hiphop die deutschen Charts erobert. Ihr bekanntester Hit ist „Hamma“ mit dem sie 2007 für sechs Wochen die Singlecharts anführten. Im Allgemeinen gelten sie als Partyband, obwohl sie auf ihren Alben auch immer wieder ernste Themen verarbeiten. Zur diesjährigen Pride-Saison zeigen sie sich besonders politisch und Bandmitglied Mateo hat sich mit SIEGESSÄULE-Redakteurin Kaey darüber unterhalten, was sie in Zukunft noch vor haben

Vor einigen Wochen habt ihr ein Foto auf Facebook gepostet, auf dem ihr alle verschiedene Flaggen in der Hand haltet. Dazu habt ihr einen Text geschrieben, in dem ihr euch gegen Homophobie, Rassismus und Sexismus aussprecht. Was war der Anlass dafür?

Uns ist aufgefallen, dass die Leute online sehr schnell Bilder mit der Aufschrift „Je suis Paris“ oder „Je suis Nizza“ posten. Aber als in Orlando 50 Menschen erschossen wurden, hat man kaum „Je suis Orlando“ gesehen. Das geht uns auf den Sack! Einer der Grundsätze unserer Musik war schon immer, dass wir gegen Sexismus, Rassismus und Homophobie sind und keine anderen beleidigen. Es ist absolut schlimm, dass es in der Gesellschaft völlig normal ist, dass schwul ein Schimpfwort ist. Viele Kinder und Jugendliche denken nicht darüber nach, dass sie Leute damit verletzen. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass die Eltern ihren Kids nicht erklären, dass das so ähnlich ist, wie wenn man Araber und Türke als Schimpfwort benutzt. Für uns war diese Aktion mit dem Foto durchaus ein Politikum.

Wie wichtig findest du es, als Künstler politisch Position zu beziehen?

Für uns ist das nicht nur Aufgabe, als Künstler politische Positionen zu beziehen, sondern auch als Mensch. Wenn man in Deutschland lebt, wo einigermaßen Freiheit garantiert ist und Demokratie noch ernst genommen wird, gehört es dazu, dass man diese Werte auch verteidigt und die Klappe aufmacht, wenn einem etwas auf den Sack geht. Ich wünsche mir, dass mehr Musikerkollegen, die großen Einfluss haben, gegen Homophobie und auch Ausländerfeindlichkeit Stellung nehmen. Es gibt ja viele erfolgreiche Musiker mit Migrationshintergrund, die nichts gegen die homophobe, rechtsradikale AfD sagen, weil sie Angst haben, dass sie ein paar tausend Hörer weniger haben. Das nehmen wir gerne in Kauf, weil wir gar nicht wollen, dass solche Menschen unsere Musik hören.

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Wie kam es dazu, das ihr in diesem Jahr bei der Abschlussveranstaltung des CSD am Brandenburger Tor auftretet?

Das ging in diesem Jahr von uns aus. Wir wurden zwar schon öfter angefragt, hatten aber bisher nie Zeit. Jetzt hat es gut gepasst und wir haben unsere Fühler noch einmal ausgestreckt. Es ist uns einfach ein großes Anliegen, ein Statement zu setzen und Präsenz zu zeigen. In unserer Musik gibt es ja auch Rap und Reggae-Elemente, und viele aus der LGBT-Community denken vielleicht, diese Genres sind eher schwulen- bzw. lesbenfeindlich. Dadurch gibt es viele Berührungsängste, die wir überwinden wollen.

Plant ihr denn auch noch andere Aktionen?

Momentan bereiten wir eine von uns initiierte Kampagne vor, die sich „Aufstand für Deutschland“, kurz AfD, nennt. Untertitel ist: „Anstand der Aufständigen“. Es soll eine Zivilcourage-Kampagne sein für alle Leute, die sagen, wir kommen miteinander klar. Damit meinen wir die religiösen Verbände, Schwulen- und Lesbenverbände und alle Parteien, die menschenfreundlich sind. Momentan beantragen wir Fördermittel, und wir wollen viele Menschen ins Boot holen, die für Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit und das Recht auf freie Liebe aufstehen.

Interview: Kaey

CSD Berlin, 23.07., Demonstration ab 12:30 vom Kudamm,

Showblock von Culcha Candela ab 20:45 vorm Brandenburger Tor

am 03.09. sind Culcha Candela ab 23:30 zu Gast bei „Jurassica Parka's Late Night“ Talk Show im BKA

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