Szene

Die AHA vor dem Aus?

22. Aug. 2016
Die Vorstandsmitglieder Vechta (Foto, li.) und Catherine (Foto, re.) von der AHA

Ende nächsten Jahres läuft der Mietvertrag für die Räumlichkeiten der AHA aus. Der Verein überlegt, wie es angesichts fortschreitender Gentrifizierung weiter gehen kann

Die 1974 gegründete AHA (Allgemeine Homosexuelle Arbeitsgemeinschaft) schafft mit ihren Kulturveranstaltungen Räume für queere KünstlerInnen, während sich die Informations- und Öffentlichkeitsarbeit gegen die Diskriminierung von LGBTIs richtet. Alle Mitglieder arbeiten ehrenamtlich, wodurch der Verein bis heute komplett autonom funktioniert. Allerdings ist der Bestand dieses nicht kommerziellen Projektes gefährdet. Was die Gentrifizierung für die AHA bedeutet, haben uns die Vorstandsmitglieder Vechta und Catherine erklärt

Die AHA ist im Jahr 2010 in die Monumentenstraße gezogen. Der Mietvertrag für diese Räumlichkeiten läuft Ende des Jahres aus. Was bedeutet das für euch? Catherine: Wir müssen höchstwahrscheinlich umziehen, weil wir die neue Miete, so wie sie sich der Vermieter vorstellt, nicht zahlen können. Wir haben uns dann gefragt, was das eigentlich für uns als nicht kommerzielles Projekt bedeutet. Gentrifizierung ist in Berlin ein großes Problem und diese Verdrängung betrifft ja auch viele andere wie zum Beispiel Kitas ohne großen Träger und viele Kleinkunstprojekte. Wir wollen dieses Problem thematisieren und uns auch öffentlich damit auseinandersetzen.

Wieso hat die AHA sich nie um einen Träger bemüht oder Fördergelder beantragt? Vechta: Für die Sanierung des Fußbodens hier in der Monumentenstraße hatten wir damals Fördergelder beantragt. Doch ein Träger ist kein Konzept, das die AHA in Betracht zieht. Wir sind autonom und das wollen wir auch bleiben. Das ist tatsächlich mittlerweile ein Alleinstellungsmerkmal in Berlin. Wenn wir einen Träger hätten, wären wir abhängig von dessen Wohlwollen und wir wollen nicht an politische Strukturen oder Stadtgelder gebunden sein. Wenn man Gelder bekommt, ist man ja auch damit beschäftigt, diese zu verwalten und es entstehen Ansprüche, die der Träger dann stellen kann. Wir sind niemandem Verantwortung schuldig außer unseren Vereinsmitgliedern.

Ihr habt gesagt, ihr wollt eure Probleme thematisieren und euch öffentlich damit auseinandersetzen. Wie wollt ihr das machen? V: 
Wir möchten das gerne mit den politisch Verantwortlichen diskutieren, da wir der Meinung sind, dass es sich um ein Problem der Politik handelt. Im August wird es hierzu eine Diskussionsrunde geben, mit Vertretern von verschiedenen Parteien, aber auch mit Jan Noll und Christina Reinthal, der SIEGESSÄULE-Chefredaktion. Generell stellt sich die Frage, wie eine Stadt die den Slogan „Arm, aber sexy!“ propagiert, mit nicht kommerziellen kulturellen und sozialen Projekten umgeht. C: Die Veranstaltung soll auch nur ein Anfang darstellen, denn wir wollen die Diskussion in den nächsten Monaten fortsetzen und andere Projekte einladen sich einzubringen. So können wir gemeinsame Lösungsstrategien entwickeln. Außerdem stellt sich die AHA auch selbst viele Fragen: Wer sind wir? Wozu sind wir da? Was wollen wir in den nächsten Jahren bewirken?

Gibt es denn darauf schon konkrete Antworten? C: Die AHA existiert seit 42 Jahren und wird genau wie das SchwuZ als „Durchlauferhitzer der Schwulenbewegung“ bezeichnet. Viele politische Impulse sind von uns ausgegangen, und diverse Institutionen, wie zum Beispiel Vorspiel e. V., sind aus der AHA hervorgegangen. Auch wenn es um Tuntenkultur geht, ist sie wichtig, denn wir bieten hier eine Plattform für nicht kommerzielle Veranstaltungen an, bei denen sich jeder und jede ausprobieren kann. Gerade wenn man sich die momentane politische Situation anschaut, mit Pegida und AfD, sind solche Anlaufpunkte wie die AHA für die queere Szene nach wie vor und jetzt erst recht wichtig.

Interview: Kaey

Diskussionsrunde: „Wie viel queere Subkultur wollen/können sich Berlin und die LGBT-Community leisten“ 28.08., ab 17:00 mit PolitikerInnen und der SIEGESSÄULE-Chefredaktion, AHA

aha-berlin.de

Folge uns auf Instagram

Das Siegessäule Logo
Das Branchenbuch mit Haltung
Queer. Divers. Überzeugend.