Filmcheck der Woche

Utopie in der Psychiatrie: das Lesbendrama „Looping“

25. Aug. 2016
© Salzgeber

– Leilas Vater interessiert sich mehr für sein Fahrgeschäft auf dem Rummelplatz als für seine Tochter. Und ihre beste Freundin, in die sie heimlich verknallt ist, knutscht nur mit ihr, um „die Jungs ein bisschen heiß zu machen“. 

Nach einem Filmriss erwacht Leila (grandios gespielt von Jella Haase) in der Notaufnahme. Daraufhin lässt sie sich freiwillig in die Psychiatrie einweisen und landet in einer Klinik am Meer, die wie abgeschnitten wirkt vom Rest der Welt. So kreiert die Berliner Regisseurin Leonie Krippendorff in ihrem Spielfilmdebüt „Looping“ einen utopischen Möglichkeitsraum gerade dort, wo man ihn am wenigsten erwartet.

Leila teilt sich ein Zimmer mit der 52-jährigen, unnahbaren Ann (Marie-Lou Sellem) und der 35-jährigen Hausfrau und Mutter Frenja (Lana Cooper), die permanent für alle anderen da ist, nur nicht für sich selbst. Rückblenden offenbaren Puzzleteile ihrer Vorgeschichten, doch zusammensetzen müssen die ZuschauerInnen diese selbst. Zentral ist das Jetzt: Altersunterschiede und separate Lebenswelten spielen keine Rolle mehr – die drei Frauen begehren einander und geben sich Halt. Glaubwürdig und ohne Voyeurismus fängt Krippendorff das kurze, intensive Aufblühen der lesbischen Ménage-à-trois ein. Und lässt die fragile Blase, in der die drei Frauen leben, am Ende ganz unpathetisch wieder platzen.


Anja Kümmel

Looping, D 2016, R.: Leonie Krippendorff, mit Jella Haase, Marie-Lou Sellem, Lana Cooper, ab 25.08. im Kino

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