TANZEN

„Das gab es vorher nicht“

21. Sept. 2016
Die Tanzlehrerinnen Marion Schmidt (li.) und Biggi Garten © donnadanza

Vor 30 Jahren gründeten Biggi Garten und Marion Schmidt die erste Tanzschule nur für Frauen. Seit den 80ern hat sich viel getan: in der Frauenszene und auch in den Kursen von Donnadanza

„Am Anfang war es uns ganz wichtig, dass die Frauen in unseren Kursen sowohl führend als auch folgend tanzen und immer wieder die Partnerinnen wechselten“, erzählt Biggi Garten im Interview mit SIEGESSÄULE, „da waren wir ganz streng. Inzwischen sind wir da etwas lockerer geworden.“ Der Hintergedanke war dabei ganz klar ein emanzipatorischer: „Es ging darum, die gerade im Paartanz stark ausgeprägten heteronormativen Strukturen zu untergraben.“

Alles begann damit, dass Biggi gefragt wurde, ob sie nicht bei einem Frauentanzkurs im Bezirksamt Reinickendorf mitmachen wolle. Sie ging gleich mit ihrer ganzen Frauen-AKW-Gruppe hin und lernte einige Zeit später dort auch Marion Schmidt kennen. 1986 fingen sie an, in der von Frauen besetzten Schokofabrik in der Naunynstraße selbst Kurse zu geben. „Zum Teil standen 60 Teilnehmerinnen vor der Tür“, erinnert sich Biggi. Der Bedarf war groß, denn: „Das gab es vorher nicht.“ Zu der Zeit wurden gleichgeschlechtliche Paare bei den Tanzschulen meist abgelehnt und das Angebot für Frauen, die mit Frauen tanzen lernen wollten, war praktisch nicht vorhanden.

Das war der Beginn von Donnadanza, aber auch von einer feministischen Tanzlehrerinnenbewegung. Marion schrieb später zu diesem Thema ihre Diplomarbeit. Inzwischen hat sich viel getan: Frauen- und Männerpaare sind in Berlins Tanzschulen gern gesehene Kundschaft, und das Angebot für Schwule, Lesben und Trans* erstreckt sich von Tanztees über das legendäre Café Fatal im SO36 bis hin zum Pinkballroom, bei dem in wöchentlichen Trainingsstunden auf Turniere hingearbeitet wird. Bei Donnadanza stand und steht nicht der Leistungssport, sondern der Spaß im Vordergrund. Fertige Choreografien gibt es nicht – Leichtigkeit und Spontanität sind das Ziel.

Seit 30 Jahren prägt nun das Tanzen ihr Leben. Biggi und Marion
arbeiten als DJs – nicht nur bei ihren eigenen regelmäßigen Partys. Und natürlich unterrichten beide: Biggi vor allem Standard- und Lateintänze sowie Salsa für Paare, während sich Marion auf Salsa Rueda, Kreistänze und Line Dance spezialisiert hat. 2008 zogen sie mit einigen ihrer Kurse von der Schokofabrik in die Begine, nutzen aber auch einen Raum in der Tanzakademie Cifuentes in der Kurfürstenstraße. Der Name „Donnadanza“ entstand übrigens erst vor zehn Jahren.

„Vorher hießen wir einfach Biggi und Marion, und alle wussten, wer gemeint war. Aber dann brauchten wir eine Webseite und haben unter unseren Kursteilnehmerinnen einen Wettbewerb für den Namen ausgerufen.“ Der passt dann auch so gut, dass man das Gefühl hat, die erste Frauentanzschule Berlins hieß immer schon so. Am 24. September wird also „30 Jahre Donnadanza“ gefeiert.

Christina Reinthal

30 Jahre Donnadanza – Jubiläumsball, mit DJs Biggi und
Marion und Live-Tanzmusik mit Hattie St. John & Tina Jäckel, 24.09., Maxixe

donnadanza.de

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