Film

Lust auf Sex: Das 11. Pornfilmfestival in Berlin

23. Okt. 2016
Szenenfoto aus „The Bedroom“

SIEGESSÄULE präsentiert das 11. Pornfilmfestival, das vom 26. bis zum 30. Oktober im Kino Moviemento und im Spektrum stattfinden wird. Wir stellen euch vorab die queeren Highlights vor

Beim Pornfilmfestival geht es mal wieder ordentlich drunter und drüber – und das bereits in dem von SIEGESSÄULE präsentierten Eröffnungsfilm: „The Bedroom“ spielt in einem einzigen Schlafzimmer, in dem in mehreren Tableaus die Geschichte der sexuellen Emanzipation von den 60ern bis heute erzählt wird. „Durch die unterschiedlichen Akzente gibt der Film von Anna Brownfield einen guten Einblick in die Vielfalt der Sexualität“, so Paulita Pappel, die seit drei Jahren dem fünfköpfigen Kuratorium angehört. „Und diese wollen wir mit dem Pornfilmfestival ja ausdrücklich feiern.“

Passend dazu wartet das Festival gleich mit mehreren Schwerpunkten auf. Einer davon ist das Thema HIV: Die britische Doku „Chemsex“ beschäftigt sich mit Schwulen aus der Londoner Szene, die zum Ausleben ihrer Sexualität luststeigernde Drogen konsumieren, in immer größer werdenden Mengen. Eine eher ruhige Kugel wird dagegen in „Desert Migration“ geschoben: Eine Gruppe älterer schwuler Männer, die schon seit vielen Jahren HIV-positiv sind, hat im südkalifornischen Palm Springs eine eigene sonnendurchflutete Community gegründet. Anlässlich des Schwerpunktes HIV lädt die Aids-Hilfe Berlin nach den jeweiligen Vorstellungen zu Publikumsgesprächen ein.

Ein weiterer Fokus liegt auf „Racial Politics im Porno“. Die für ihre queeren, sexpositiven Pornos bekannte Shine Louise Houston zeigt hier ihren Film „Snapshot“ als Weltpremiere. Bei dem erotischen Thriller geht es neben einem zufällig fotografierten Mord auch um ein sehr ungewöhnliches Coming-out. Die Regisseurin wird mit ihrer Hauptdarstellerin Jiz Lee anwesend sein. Auch „Enactone“ bietet neben expliziten Sexszenen jede Menge Spannung: Der Film von Sky Deep erzählt vom unstillbaren Hunger queerer Vampire.

Zu den Schwerpunkten werden in einer neuen Spielstätte auch Lectures angeboten. „Der Projektraum Spektrum in der Bürknerstraße ist eine Art Mischung aus Bar und Medienraum — der anders als das Moviemento absolut barrierefrei ist“, so Paulita Pappel. „Hier werden wir neben Vorträgen auch Filme und Performances zeigen.“ Übrigens: „Beim Pornfilmfestival geht es nicht nur um die Vielfalt sexuellen Ausdrucks, sondern auch um experimentelle Inszenierungsformen.“ Deshalb wurde zum Beispiel „ANDY Warhol To Se Vrati x3 EDIE, SCUM, BOYZ“ ins Programm gehoben: Ähnlich komplex wie der Titel arbeitet der Film mit einer überbordenden Fülle von Bildern im Split-Screen-Verfahren.

Zudem treffen sich hier Festivalmacher aus der ganzen Welt: Zürich, Lausanne, Amsterdam und São Paulo haben inzwischen Festivals nach dem Berliner Modell gegründet. Das PopPorn Festival aus Brasilien zeigt diesmal sogar ein eigenes Kurzfilmprogramm. Überhaupt kommt die kurze Form dieses Jahr groß raus. Über 100 Beiträge sind in verschiedenen Programmen zu sehen, darunter zwei schwule, drei lesbische und ein queeres. Und auch in Erinnerungen darf man schwelgen: Anlässlich von 20 Jahren Cazzo-Film kommt der erste in Berlin produzierte Schwulenporno „Berlin Techno Dreams“ wieder zu Ehren — ebenso wie der zeitgleich gedrehte lesbische Klassiker „The Watermelon Woman“.

Carsten Bauhaus

SIEGESSÄULE präsentiert: 11. Pornfilmfestival Berlin, 26.–30.10., Moviemento, Spektrum

Festivalparty, 29.10., 23:00, Prince Charles

Alle Termine zum Pornfilmfestival im Berlin-Queer-Kalender

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