Buch

„Als sei die Art wie wir lieben für andere bedeutungsvoller als für uns“

24. Okt. 2016
Carlin Emcke © Andreas Labes

Mit einer bemerkenswerten Rede nahm die Publizistin Carolin Emcke den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels entgegen

Gestern wurde die Autorin und Publizistin Carolin Emcke mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Als Auslandsredakteurin des Spiegel und internationale Reporterin für Die Zeit war Emcke jahrelang in Krisen- und Kriegsgebieten tätig. 2004 erschien ihr Buch „Von den Kriegen – Briefe an Freunde“, vier Jahre später „Stumme Gewalt – Nachdenken über die RAF“. Zuletzt veröffentlichte sie mit dem Band „Gegen den Hass“ einen Essay, in dem sie die zunehmende Demokratiefeindlichkeit, Fanatismus und Rassismus, in der Öffentlichkeit beobachtet. Außerdem thematisierte sie 2012 in ihrem Buch „Wie wir begehren“ ihre Homosexualität und Erfahrungen sozialer Ausgrenzung. Seit 12 Jahren moderiert Emcke zudem die monatliche Diskussionsrunde „Streitraum“ in der Schaubühne am Lehniner Platz.

In ihrer Rede, die sie anlässlich der Verleihung des Friedespreises hielt, führte sie die Fäden all dieser Themen zusammen. Sie ruft dazu auf, dem Hass und verbaler wie kriegerischer Gewalt nicht wort- und tatenlos gegenüberzustehen. „Wir können sprechend und handelnd eingreifen in diese sich zunehmend verrohende Welt,“ sagt sie in ihrer Rede und bezieht sich dabei nicht nur auf das Weltgeschehen, sondern auch auf die Entwicklung innerhalb unserer Gesellschaft.

Auch Homosexualität thematisierte Emcke in ihrer Dankesrede und sagte: „Ich bin homosexuell und wenn ich hier heute spreche, dann kann ich das nur, indem ich auch aus der Perspektive jener Erfahrung heraus spreche.“ Und weiter: „Es ist eine ausgesprochen merkwürdige Erfahrung, dass etwas so Persönliches für andere so wichtig sein soll, dass sie für sich beanspruchen, in unsere Leben einzugreifen und uns Rechte oder Würde absprechen wollen. Als sei die Art wie wir lieben für andere bedeutungsvoller als für uns selbst, als gehörten unsere Liebe und unsere Körper nicht uns, sondern denen, die sie ablehnen oder pathologisieren.“

Die ganze Rede ist auf der Webseite des Friedenspreises nachzulesen.

chal

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