Berlin

Keine Einemstraße mehr: Der Homo-Hasser weicht einem Vorkämpfer für Homo-Rechte

2. Dez. 2016
Zeichnung von Karl Heinrich Ulrichs

Der Schöneberger Teil der Einemstraße war bereits 2013 in Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße umbenannt worden. Das Verwaltungsgericht bestätigte am Donnerstag, dass nach einem drei Jahre anhaltenden Rechtsstreit nun auch der in Berlin-Mitte liegende Teil nach dem wichtigen Vorkämpfer für die rechtliche Gleichstellung von Homosexuellen benannt wird. Grund dafür ist, dass die Anwohnerin, die sich gegen die Umbenennung gewehrt hatte, ihre Klage jetzt zurückgezogen hat. Die Klägerin ging gegen die Entscheidung vor, weil der neue Name nicht der einer Frau war, obwohl das Berliner Straßengesetz eigentlich vorsieht, dass Frauennamen verstärkt berücksichtigt werden. Auch seien die AnwohnerInnen vor vollendete Tatsachen gestellt worden.

Somit ist die Einemstraße nun endgültig Geschichte. Das ist mehr als erfreulich, denn der frühere Namensgeber Karl von Einem (1853–1934) war ein demokratiefeindlicher preußischer Offizier, der 1903 von Kaiser Wilhelm dem Zweiten in das Amt des Kriegsministers berufen wurde. Während seiner Amtszeit hatte Einem homosexuelle Offiziere aufgefordert, die Armee zu verlassen und ihnen ansonsten mit Vernichtung gedroht. An seine Stelle tritt nun der Name des Juristen und Schriftstellers Karl Heinrich Ulrichs (1825–1895), der mit seinen Schriften nicht nur zu einem Pionier der Sexualwissenschaften wurde, sondern mit Forderungen wie zum Beispiel der Eheschließung zwischen Männern bereits die Forderungen einer modernen homosexuellen Emanzipationsbewegung vorwegnahm.

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