Film

Unersättlich: Jurassica Parka in „Royal Fatal“

7. Dez. 2016

Filmrollen wurden Jurassica Parka so einige angeboten – eine sofortige Zusage erhielt jedoch einzig der Bühnen- und Kostümdesigner Sebastian Simon, als er vor vier Jahren anfragte, ob sie nicht Lust hätte, in seinem experimentellen Endzeitmärchen/Techno-Musical „Royal Fatal – A Fever Dream Hybrid“ mitzuspielen. Denn die Rolle der bösen Königin wurde ihr im wahrsten Sinne des Wortes auf den Leib geschneidert: Eingezwängt in ein glamouröses Pailletten-Outfit residiert Jurassica als unersättliche Königin im „Palast der tausend Scherben“ und herrscht von dort aus über die letzten Überlebenden einer unbenannten Apokalypse. Dass sie im Rahmen ihres Terrorregimes auch vor perversen Experimenten und Kannibalismus nicht zurückschreckt, versteht sich fast schon von selbst. Angelehnt an die Ästhetik von Musikvideos oder Fantasyfilmen der 80er-Jahre, feiert „Royal Fatal“ das Ende der Welt in Hochglanzoptik. Dabei dominiert der Gesang, die wenigen Dialoge kommen aus dem Off.
Zugleich sorgen analoge Spezialeffekte für ein Retro-Flair, das der glatten Oberfläche den ein oder anderen Riss zufügt: „Mad Max“ meets „Die Reise ins Labyrinth“ auf LSD sozusagen.

Begeistert war Jurassica, wie sie im Gespräch mit SIEGESSÄULE erzählt, von der für einen Low-Budget-Streifen erstaunlich professionellen Gestaltung. Diese sei vor allem Simons guter Vernetzung zu verdanken: So lieh die Musikerin Miss Platnum der Menschenfresserkönigin ihre Stimme; UK-Produzent Verdantin komponierte die Filmmusik. Gedreht wurde unter anderem in der Kunsthochschule Weißensee und in den Berg- und Industriekulissen der Filmstudios Babelsberg, aber auch an diversen Locations der Berliner Szene wie zum Beispiel im Pool des KitKatClubs.
Grandiose Kostüme gibt es nicht nur an der bösen Königin, sondern auch an deren dekadentem Hofstaat zu bewundern: den „sieben Todsünden“, die von Tänzern aus der queeren Clubszene verkörpert werden. Jurassica wusste anfangs kaum etwas über die übrigen Mitwirkenden, so kam es am Set immer wieder zu überraschenden Wiedersehen („Ach Mensch, wir haben doch vor drei Monaten mal im SchwuZ einen Schnaps zusammen getrunken!“). Wer sich jetzt den Dreh als familiär-relaxtes Rumhängen vorstellt, liegt allerdings falsch: Als ginge ein 14-stündiger Drehtag im „Paillettenpanzer“ unter 40 Grad heißem Studiolicht nicht schon genug an die Substanz, reagierte Jurassica auch noch extrem allergisch auf den verwendeten Perückenkleber. Nach dem letzten Drehtag landete sie sogar in der Notaufnahme. Wie viel Make-up, Schweiß und Tränen letztendlich in „Royal Fatal“ mit eingeflossen sind, ist nicht überliefert – Leidenschaft und voller Körpereinsatz sind dem Endergebnis jedenfalls anzumerken!

Anja Kümmel

Jurassica Parka in „Royal Fatal – A Fever Dream Hybrid“, Screening
am 09.12., 23:59, Neues Off

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