12 Produktionen rund um Afrika, Urban Dances und Krieg

Perspektiven aus der jungen Afrika-Generation, Grenzerfahrungen auf der Flucht oder in der Emigration, Urban Dances, Mythen & Utopien sowie Empowerment sind die Themen der diesjährigen Ausgabe der Potsdamer Tanztage. Mit 12 Tanzproduktionen, dabei fünf Deutschlandpremieren und eine Europapremieren, spiegelt das Programm die Krisen und die Hoffnungen unserer Zeit wider. Workshops, Konzerte und Kurzfilme ergänzen das Programm.
Mit den Stücken Losing It der palästinensischen Tänzerin Samaa Wakim und Every Minute Motherland des polnischen Choreografen Maciej Kuźmiński stehen Krieg und verlorene Heimat im Mittelpunkt. Hautnah erlebt das Publikum die Choreografie mit polnischen und ukrainischen Tänzer:innen, die über Flucht, Angst, Wut und Mut berichtet.

Urban Dances aus Afrika und Empowerment sind in den Stücken Matière(s) Première(s) der Compagnie Par Terre / Anne Nguyen aus Paris und Filles-Pétroles von Nadia Beugré zentrale Themen. Beide Produktionen berichten über die Lebendigkeit und Kreativität der afrikanischen Urbanen Tanzkultur, aber auch über die Machtkämpfe in der Gesellschaft. In Filles-Pétroles bringt Nadia Beugré Aya und Christelle aus Abidjan auf die Bühne, die wie sie in Abobo aufgewachsen sind. Sie haben sich einen traditionell den Männern vorbehaltenen Raum angeeignet, um ihre Sexualität zu behaupten. Wo ist der Platz der Frauen, wie können sie sich mehr Macht erkämpfen und wie kann die Jugend durch den Tanz sichtbar werden?

In den Stücken Moving in Concert und The Pretty Things steht der menschliche Körper am Limit: an der Grenze seines Könnens, seiner Vorstellungskraft und seiner Kontrolle über Technologie. Moving in Concert erinnert mit seiner Gegenüberstellung nackter Körper und kühler Technologie an der Fragilität des Menschen und an sein Bestreben, die technologische Entwicklung zu kontrollieren. In The Pretty Things ist alles nicht mehr so schön, denn in dem Versuch den Körper zum Äußersten zu bringen, bricht das Chaos aus und die Grenzen der körperlichen Leistungsfähigkeit werden immer sichtbarer.

Besonders unter die Haut gehen zwei Stücke des Programms: in Harmonia stehen auf der Bühne zehn Tänzer:innen mit und ohne Behinderung, die das Publikum auf eine Entdeckungsreise ihrer Persönlichkeiten und Fähigkeiten mitnehmen. Die klassischen Hierarchien in der Gesellschaft werden infrage gestellt und machen Platz für ein neues Zusammenleben. Das Duett The Lost Pieces bringt Thiago Granato und Sylvain Huc zusammen auf die Bühne für eine rituale Begegnung nah am Publikum. Inmitten der Zuschauer:innen machen sie unterschiedliche Zustände des Körpers in der Begegnung sichtbar.