Bühne, Dark Room, Leisure Garden
Mit dem Performancefestival Leisure & Pleasure laden die Sophiensæle zum Grand Finale der Spielzeit! Vom 25. Mai bis zum 01. Juli beschäftigen sich zahlreiche Künstler*innen in und um das Theater in Berlin Mitte mit politischen Dimensionen von Genuss und Freizeit

Sechs Wochen lang erkundet Leisure & Pleasure Verbindungen von Vergnügen und Aktivismus, hinterfragt die Fähigkeit der Kunst zur Heilung der gesellschaftlic Erschöpfung – und träumt von Leben jenseits der Arbeit.
Während die „Self-Care“ jeden Insta-Feed dominiert, sind Debatten um Work-Life-Balance, New Work und kürzere Arbeitswochen in die Management-Etagen großer Tech Firmen gewandert. Die Wurzeln dieser Selbstfürsorge liegen allerdings bei BIPoC-, queerfeministischen, und crip Autor*innen, Aktivist*innen und Künstler*innen – dabei stehen gerade ihnen die Räume und Ressourcen für Freude, Erholung und Freizeit längst nicht gleichermaßen zur Verfügung.
Leisure & Pleasure versammelt künstlerische Positionen, sich mit dem radikalen Akt der Pause beschäftigen, Zeitverschwendung, Ekstase und Desorientierung zelebrieren, sie bringen den Rave, den Dark Room und das Fitnesscenter ins Theater, feiern die erotische Kraft der Gemeinschaft oder des Kink und bieten Räume für Sorge, Freude, Meditation und Heilung an.

So lädt das Team um Tamara Alegre in FIEBRE in eine fiktive Landschaft voll Schleim und Glibber, in der Erotik und Begehren zur Quelle der Ermächtigung werden. Neo Hülcker gründet das Sanatorium Rainbow Hills: Im Online-Behandlungsraum führen die Doktor*innen in Interaktion mit den Teilnehmenden Treatments zu ecosexual therapy oder digital foam bathing durch. Juan Pablo Cámara widmet sich in seiner Performance dem Main-Character-Syndrome, einer Erfindung der Sozialen Medien. Das crip-queere Theaterprojekt Criptonite lädt als Dionysos und Medusa auf die Inseln des Vergnügens ein, wo sich Schmerz, Lust und Kink begegnen. Auch Jen Rosenblit und Sophie Guisset erforschen in ihren Arbeiten sexuelle Fantasien und Erotik. h0chbegabt setzen sich in der Mockumentary VAMPIRE(N) mit gesellschaftlichen Strukturen auseinander und übersetzen sie in humorvolle Fantasiewelten. Dabei sprechen sie aus einer trans-nichtbinären und sexarbeitenden Perspektive. Der widerständigen Kraft des Ausruhens und des Stillstands widmen sich Ania Nowak und Angela Alves. Liz Rosenfeld & an*dre neely verwandeln die Sophiensæle in einen Dark Room und erkunden ihre eigenen, sich hinsichtlich Gender und Alter unterschiedlich wandelnden Körper – immer verbunden in der fürsorgenden Beziehung zueinander. Ceylan Öztruk lässt Gebäude, Person und Institution, Gebogenes und Gerades miteinander verschmelzen. Hans Unstern lädt zum Harfen-Konzert zwischen lyrischer Sanftheit und Punk-Momenten, von pompösen Slide-Harfen-Wolken bis hin zu improvisierten, freien Sequenzen. Und im Rahmen des Performing Arts Festiavals Introducing… kombiniert Freddie Wulf visuelle Sprachen von Body-Horror und Naturdokumentationen und bewegt sich atmosphärisch zwischen Unbehagen, Dis/Connection und Glück.
Über den Festivalzeitraum vergeben die Sophiensæle die Kantine als Residenzort an aktivistische und künstlerische Kollektive, die an einzelnen Tagen ihre Türen für das Publikum öffnen. Das Lecken-Kollektiv lädt zu Zine-Launch und Rave, die Sickness Affinity Group bietet Ausstellung und Gruppenmeditationen und Joana Tischkau entwickelt ein postkoloniales Workout-Programm, in dem das Publikum das eigene Weißsein in Kursen wie Brachiales Beer Biking, Schlager HIIT oder der Total Body Schranzformation entdecken kann.
Ein besonderes Highlight wird das Sophienstraßenfest am 10. Juni 2023, bei dem das Theater die Nachbar*innen der Sophienstraße und alle Gäste für einen Tag auf die Straße bitten. Es warten kleine Chorkonzerte, eine Fotoausstellung, weitere musikalische Einlagen und am Ende die hoffentlich längste Straßen-Dinnertafel Berlins. Außerdem entsteht im Sophiensæle-Hinterhof der Leisure Garden – den das Prinzessinnengarten Kollektiv eigens für das Festival umgestaltetet – und der sich für das Publikum an Vorstellungstagen öffnet.

Am 01. Juli beschließen die Sophiensæle nicht nur das Festival, sondern auch 12 Jahre unter der künstlerischen Leitung von Franziska Werner! Neben Performances und Installationen von Joana Tischkau, Nuray Demir oder Double Much, die ab nachmittags zu sehen sind, lädt das Haus mit vielen anderen bekannten Sophiensæle-Künstler*innen und Surprises zu einer Gala & Party ein!
MIT Tamara Alegre + Lydia Ö. Diakité + Marie Ursin + Elie Autin + Nunu Flashdem + Marga Alfeirão, Angela Alves, Juan Pablo Cámara, Criptonite, Nuray Demir, Double Much, Sophie Guisset, h0chbegabt, Neo Hülcker, Lecken, Jeremy Nedd & Impilo Mapantsula, Ania Nowak, Ceylan Öztrük, Prinzessinnengarten Kollektiv Berlin, Jen Rosenblit, Liz Rosenfeld + an*dre neely, Lea Sherin + Soraya Reichl, Sickness Affinity Group, Aimé C. Songe, Tischkau&Hampe, Hans Unstern, Siegmar Zacharias uvm.
FESTIVAL-KONZEPTION, KURATION, DRAMATURGIE Dr. Joy Kristin Kalu, Alexander Kirchner, Lena Kollender, Mateusz Szymanówka, Franziska Werner PRODUKTIONSDRAMATURGIE Wolfram Sander
Und das Team der Sophiensæle.
Das Festival Leisure & Pleasure ist gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds. Medienpartner: Arts of the Working Class, Berlin Art Link, Missy Magazine, Rausgegangen, tip Berlin, taz.die tageszeitung.