Zufällige Seelenverwandtschaft
Als liebevolle Séance erzählt Sogar dein Tod war ein Geschenk die Geschichte der Freundschaft zwischen Cora Frost und Walter Ladengast, dem Schauspieler, Lyriker, Maler und Fotokünstler. Eine Hommage von Cora Frost an den Nachbarn aus Kindertagen: Vom 21. bis 24.10. im Rahmen des Festivals COMING OF AGE in den Sophiensælen.
Walter Ladengast, aufgewachsen Anfang des 20. Jahrhunderts in Wien, arbeitete lange am Rande der großen Bühnen und Filme, bevor er in den 70ern durch Werner Herzog und den Neuen Deutschen Film zu größerer Bekanntheit gelangte. Ein Stockwerk unter der Berliner Wohnung des Ehepaar Ladengast wohnte Cora Frost – und war von ganz anderen Dingen als der Filmkarriere ihres Nachbarn fasziniert:
„Jutti und Walter Ladengast! Ich war 5 oder 6 und habe meinen Bruder immer mitgeschleppt zu ihnen. Wir saßen da und ich war so schüchtern und wir guckten uns nur an. Geredet wurde wenig. Und das wurde eine Liebe, eine totale Liebe, eine große Liebe! Walter und Jutti Ladengast. Er war Schauspieler, sie Goldschmiedin. Und ich war oft dort, in ihrer leeren Wohnung ohne Teppiche und Tapeten – nur Bauhausmöbel und ein paar Bilder. Das war ein Skandal zu der Zeit. So wollte ich auch sein. Arm. Ohne Teppich. Mit Bildern. Und einem Hibiskus mit einer feuerroten Blüte. Sie haben früher in einem Atelier in Wien gewohnt und mir viel erzählt über die Zeit in Wien. Und sie haben mir viel beigebracht. Die Liebe zum Leben. Die Kunst. Die Muppetshow. Den Blick. Wein trinken aus kleinen Gläsern. Den Tod. Auch Walters Tod war ein Geschenk. Ihm auch da so nahe sein zu dürfen. Nie werde ich die beiden vergessen.“
Walter Ladengast verstarb 1980 im Alter von 81 Jahren. Mit seinen Bildern und Gedichten war er nicht nur ein Chronist seines Lebens, sondern fast eines ganzen Jahrhunderts. So erklärt der Medienkünstler Franz Reimer, der an diesem Abend die Bühne und Videoinstallation gestaltet. „Inmitten der steten Umwälzungen und Katastrophen zeugt sein sehr privater Blick von einem unbeirrbaren Festhalten an der Schönheit, am Menschen, an der Kunst und am Leben selbst.“ Gemeinsam mit Reimer schafft Cora Frost eine Séance für und mit ihm. Wir lauschen seiner Stimme und beobachten, wie seine Bilder und Fotografien sich zu einem langsamen Lebensfilm formen. Zwei Leben auf seltsame Weise im Rückblick verknüpft. Eine zufällige Seelenverwandtschaft, eine große Liebe.
KONZEPT, BÜHNE, PERFORMANCE, REGIE Cora Rudy van Dongen Frost
KONZEPT, BÜHNE, VIDEOINSTALLATION Franz Reimer
LICHTDESIGN, HEART OF THE PRODUCTION Melody Müller
TISCHREGIE Florian Loycke
OUTSIDE EYE Kirsten Burger
KOSTÜM Sebastian Ellrich

DANK AN Friedemann Beyer, Ernie Mangold, Christian Frosch, Lilo und Jochen Hartmann, Martin Stiefermann, Schloss Bröllin e.V., Marcin, der Salatfee Nicole, Ulrich dem Papiersammler, allen meinen Freund*innen für Zuversicht und Unterstützung meiner Abend und allen Haustechnikerx und dem Abenddienst der Sophiensæle.
Eine Produktion von Cora Frost in Koproduktion mit SOPHIENSÆLE im Rahmen des Festivals Coming of Age. Gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds. Dieses Projekt war Teil des Residenzprogramms von Schloss Bröllin e.V., gefördert durch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern und der Landkreis Vorpommern-Greifswald. Medienpartner: Berlin Art Link, taz. die tageszeitung, tipBerlin