Bühne

Gad Becks Autobiografie als Theaterstück: „Und Gad ging zu David“

20. Mai 2016
Gads erste große Liebe (Robert Klatt und Benjamin Schaup) © Helmut Schmidt

Berliner Schnauze und jüdische Chuzpe, dazu eine ordentliche Portion schwuler Sex: Die Geschichte des Berliner Juden Gad Beck zwischen den Jahren 1923 und 1945 bietet jede Menge saftigen Stoff. Es ist die Geschichte eines Lebenskünstlers, dem es mit Mut, Frechheit, Esprit und einem Quäntchen Glück gelang, außer seinem eigenen auch das Leben zahlreicher weiterer Juden zu retten. Eugen Ruges neues Theaterstück „Und Gad ging zu David“ basiert auf der 1995 erschienenen Autobiografie von Gad Beck. Im Theater Tiyatrom wurde es am 13. Mai nun uraufgeführt und ist ab 20. Mai weiterhin zu sehen.

Es beginnt alles ganz harmlos: Als Spross einer jüdisch-christlichen Familie wächst Gad Beck in einem toleranten Berliner Umfeld auf. Im Laufe der 30er-Jahre wird ihm dann aber sein Anderssein in doppelter Weise bewusst. Schon früh trägt er gerne mal ein Kleidchen. Und beim Fahnenappell muss er als nicht-arischer Schüler außen vor bleiben. Doch mit viel Kreativität, Optimismus und Lebenslust schlägt er sich durch eine sich immer weiter entfesselnde Nazizeit. Mit Robert Klatt wurde dabei ein Gad Beck gefunden, der sich schon aufgrund seiner robusten körperlicher Präsenz nicht so leicht umschubsen lässt. Larmoyanz konnte man Gad Beck nie vorwerfen. Die Inszenierung hat sich diese Tugend zum Vorbild genommen. Vor dem düsteren Hintergrund des Holocaust setzt Regisseur Horst Ruprecht konsequent auf die Elemente Suspense und Sex. Schnelle Szenenwechsel und eine ordentliche Portion Untergrundromantik halten das Publikum ständig in Atem.

Neun Songs mit Texten wie „Schmerz lass nach, aber nicht zu sehr" oder „Wir leben ewig, bis in den Tod“ kommentieren die Handlung. Und genau wie in Gad Becks 1995 erschienener Biografie geht es auch auf der Bühne des türkischen Theaters, bei dem die Inszenierung zu Gast ist, nicht selten saftig zur Sache. Wie sagte Gad Beck im Interview mit Matthias Frings? „In einer Zeit wie dieser, in der der morgige Tag das Ende hätte bringen können, war die Lust auf Sexualität wesentlich stärker.“

Carsten Bauhaus

wieder ab 20.05., Theater Tiyatrom

Alte Jakobstr, 12

http://www.und-gad-ging-zu-david.de

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